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^STARKEN MAAAERA Von GRAF CARL v. KLINCKOWSTROEM Z weifelt jemand daran, daß irgendeine Größe des geistigen Deutschlands, um nicht zu sagen der Welt, mit der Popularität etwa eines Schmeling zu wetteifern vermöchte? Da würde ihm höchstens Charlie Chaplin den Rang streitig machen können. Sport und Kino sind Dinge, die heute bei der großen Menge im Vordergründe des Interesses stehn — sie vermitteln lust betonte Sensationen ohne geistige Anstrengung. Das mag damit Zusammenhängen, daß das gehetzte Lebenstempo und der harte Kampf um das tägliche Stückchen Brot nur verhältnismäßig wenige die Muße zu beschaulicher Er holung und geistiger Vertiefung finden, ja, suchen läßt. Der „starke Mann“, der Sportstar als Typ modernen Heldenideals findet jedenfalls heute mehr Be- Diese primitive seelische Einstellung knüpft unmittel bar an alte Zeiten an: Auch das Altertum feierte seine Olympiasieger, seine Athleten als Helden (wenn auch auf einem höheren Niveau), und in Sagen und Legenden war der Held immer ein unbesieglicher Kämpfer; so Sieg fried und Dietrich von Bern in der germanischen Sage. Auch später wurden Kraftleistungen als beson ders imponierend von der Legende umrankt und im Liede gefeiert, insbesondere, wenn es sich um prominente Per sönlichkeiten handelte. So ragten z. B. die römischen Kaiser Maximin und Commodus, späterhin August der Starke und der Marschall Mo ritz vonSachsen unter den gekrönten Häuptern als Männer hervor, von deren Körperkraft Wunderdinge er zählt wurden. Aus der Antike kennen wir namentlich den Athleten Milo von Kroton, den niemand von der Stelle brin gen konnte, wenn er stand, dem die stärksten Männer die Finger nicht zu öffnen vermochten, wenn seine Hand einen Granatapfel umschlossen hielt, ohne jedoch diesen zu zerdrücken. Mit einem Ochsen auf der Schulter durchlief er das 600 Fuß lange Stadion. Von anderen Kraftmenschen des Altertums weiß uns Plinius zu be richten. So vermochte z. B. ein gewisser S a 1 v i u s mit je einem Zentnergewicht an Händen und Füßen noch wunderer als der Dichter und Denker. ci aurgebmite Menschenpyriimide I liaranoff-Truppc, Scala, lierlin) Phot. Scherl eine Last von vier Zentnern auf seiner Schulter eine Treppe hinaufzutragen. Wir wissen nicht, ob Plinius