92 "View York hat schon wieder seinen Marathon-Tanz. ^ Eine jener Angelegenheiten, bei denen bewiesen wird, daß der Mensch mehr aushalten kann, als man gewöhnlich annimmt. Seit achtzehnhundert Stunden — also fünfundsiebzig Tagen — tanzen die Paare, zumindest die, welche noch übrig geblieben sind, monoton im Kreise herum. Jedes Paar hat tien einen Gedanken: „Wann fallen alle anderen um, so daß wir den Preis von tausend Dollar nehmen und nach Hause gehen können? Es gibt doch nichts Schöneres als ein Kopfkissen!“ Alle anderen hegen genau denselben Gedanken, was zur Folge hat, daß jeder Teil nehmer dabeibleibt, solange es seine Körperkräfte und Nerven nur erlauben. Nach den fünfundsiebzig Tagen waren von den achtzig Männlein und Weiblein, die an den Start gegangen warten, noch vier Paare und ein einzelner übrig. Der Letz tere hatte seine Partnerin verloren, als sie in einem Schwächeanfall zusammenbrach. Ein Sturz bedeutet die sofortige Eliminierung des unglücklichen Opfers eines Müdig keitsanfalles. Der Mann setzt seine hirntötende Wanderschaft um die kleine Arena im Madison Square Garden solo fort, mit der menschenfreundlichen Hoffnung, daß einer der Herren in den anderen Paaren zusammenknickt. Auf diese Weise würde er mit der freiwerdenden Dame ein neues Paar bilden. Der junge Mann, den wir in dem soeben beendeten Paragraphen so eingehend beschrieben, ist eine interessante Figur. Er ist niemand anders als Joie Ray, der be rühmte „Kankakee-Flieger“, einer der größten Mittelstreckenläufer aller Zeiten. Er vertrat Onkel Sam in verschiedenen Olympischen Spielen, brach zahlreiche Rekorde und lieferte vor nur wenigen Jahren im gleichen „Garden“ dem gefürchteten Finnen Paavo Nurmi ein grandioses Rennen über die englische Meile. Seit seine Fähigkeiten als Leichtathlet nachgelassen haben, hat er eine Stellung nach der anderen versucht, doch nie Erfolg gehabt. Er probierte, als Professional-Schi- und Rollschuhläufer Geld zu verdienen. Doch kam nichts dabei heraus. Dann ging er zum Marathon-Tanz über- In Atlantic City gewann er einen dieser schlaflosen Wettbewerbe. In West Virginia ging er wieder an den Start, gab nach sechs Wochen ununterbrochenen Tanzes auf, ruhte drei Tage und begann dann hier in New York wieder einen Marathon. Er hat schon vier Partnerinnen gehabt, die hintereinander zusammenklappten. Jetzt ver-