Volltext Seite (XML)
Geschwindigkeit ist keine Hexerei berei unserer Tage, die viel geistvoller, feiner, raffinierter geworden ist als die un serer Großväter, die aber im Prinzip immer noch auf den alten Täuschungsmöglich keiten auf baut; denn die Psyche der Men schen hat sich in dieser Beziehung sicher nicht verändert. Eine große Organisation von Künstlern und kunstbeflissenen Ama teuren, der „Magische Zirkel“, mit dem Sitz in Leipzig und Ortsgruppen in der ganzen Welt, sorgt heute dafür, daß die Zunft der Zauberer nicht aus stirbt, sondern daß die edle Kunst noch ständig weiter entwickelt wird. Eine Art von Geheimsprache wird hier getrieben, die dem Außenstehenden völlig unverständ lich ist. Oder weiß der Laie etwa, was „palmieren“, „filieren“, „vestieren“ und „changieren“ bedeutet? Die Zauberkünstler halten sehr zusammen und sind eifrig dar auf bedacht, ihre Berufsgeheimnisse zu hü ten; vielleicht ein bißchen allzu eifrig. Das merkwürdige nämlich ist, daß eine ganze Pieihe von Täuschungen für uns auch dann noch zustande kommt, wenn wir genau wissen, „wie es gemacht wird“. Das „Wie“ der Vorführungen ist oft viel wichtiger als das „Was“. Der Taschenspieler hat tausend Möglichkeiten, sein Publikum bei einem und demselben Trick auf verschiedene Art zu täuschen. Nehmen wir einmal das Beispiel eines ganz elementaren, aber immer wieder reizvollen Iricks: das Verschwinden eineskleinenGegenstandes, etwa einer Münze oder einer Holzkugel, aus der Hand des Zauberers. Die Kugel hat der Vorführende in der linken Hand, er ergreift sie scheinbar mit der rechten, führt mit dieser eine reibende Bewegung aus und öff net sie dann, wobei zum Erstaunen der Zu schauer die Kugel „zerrieben“ ist. Unver wandt war das Auge des Vorführenden dabei auf die „arbeitende“ rechte Hand gerichtet, und alle Zuschauer blickten deshalb auch dorthin, weil sie glaubten, daß dort wirklich etwas Wichtiges passiere. In Wahrheit aber ist die Kugel von Anfang an nie aus der linken ITand herausgekommen, sondern dort von der inneren Handfläche festgehalten worden. „Das nennt man ,palmieren, und wenn sie herunterfällt ,blamieren‘,‘‘ pflegt der bekannte Zauberkünstler de Biere freund- Wie Bosco zauberte 674