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von Kasimir Edsdimid jenes Parfüm aus, das Frankreich mit sei nen heiligen Frauen braucht von der Jeanne d’Arc bis zur Bernadette von Lourdes und von der Stael bis zu den Tennisspielerin nen, seitdem der Sport in Paris die Litera tur gesnobt hat, wozu schon ,die Sarah Bernhard mit ihrem Tigerwagen der Ueber- gang war. Die Tänzerinnen bedeuten für den Spa nier dasselbe, was gewisse Lieder für den Deutschen darstellen, in denen er seine hin reißendste und beste Luftschicht wieder findet. Wenn die kleinen Dirnen, nachdem sie auf die Rambla gegangen sind, wieder eine Sache für die Matrosen und Fremden sind, so ist es dasselbe, wie wenn die grün- augigc blonde Isabelita Ruiz wieder in ihr Privatleben als Dame zurückkehrt. Sie haben beide der Nation gedient und die Nation dargestellt, die einen aus dem In stinkt und aus den unerbittlichen Gesetzen des Blutes, die andere aus der vollendeten Virtuosität, welche Talent und Kultur und Schönheit zu vereinen vermag. Zwischen der Argentinita, die eine vermögende Dame ist und der Dora Cordobesita, welche die Reize Andalusiens bis zur Tollheit besitzt, einerseits, und den Hafenkokotten anderer seits, ist nur ein Unterschied des Ranges nicht aber der Bestimmung. Die Ruiz, in einem Cordobeser grauen Silberzylinder, den göttlichen Schultern, den blonden Haaren und den Beinen der Astarte, könnte das Wunder sein, das die kriegerische Frau mit dem Religiösen ver bindet, welch beides die Tradition eines Landes ausmacht, das immer Helden und immer Kreuzzüge kannte. Diese Kreuzzüge aber waren die Kämpfe gegen jene Afri kaner, die an Rittertugenden sich mit dem Cid und den katholischen Königen maßen. Was die spanische Tanzerei anziehend macht, ist ihr geringer Anspruch auf Kunst im geistigen Sinne und die Symbolkraft, durch welche der Tanz nur ein Transparent für die Vergangenheit ist, für maurische Prinzen und kastilische Ritter, für Longo- barden-Figuren und große Espadas. Es ist den Bailarinas genug Spielraum gegeben über diese Hergebrachtheiten zu phanta sieren, wie man es mit bekannten Musik stücken tut. Gelegentlich vermischen sie das Erhabene 645 LIV 7 3