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Wie leben die Präsidenten? politische Rücksprache, Korrespondenz, Audienz. Den Morgen benutzt er zur Zei tungslektüre. Er läßt sich nicht Exzerpte vor legen, sondern liest beim Frühstück, etwa eine Stunde lang, die tschechische und deutsche Presse der Hauptstadt und von ausländischen Blättern die „Arbeiterzei tung“, den „Vorwärts“, den „Quotidien“, „Daily Chronicle“ u. a. Die Mittagsruhe verwendet er selten zum Schlaf, meist zur belletristischen Lektüre. Diese ist für ihn, wie er einmal schrieb, die beste Erholung. Um die Jausezeit liebt er einen Ritt von der Burg aus der Stadt hinaus. Dann ar beitet er bis 8 Uhr abends. Gegenwärtig beschäftigt er sich mit einem Buch über konkrete Logik. — Zu Mittag und zum Nachmittagstee hat er sehr häufig Gäste, Künstler, Wissenschaftler und hervor ragende Personen der verschiedensten Be rufe aus allen Ländern der Welt. Den Sommer verbringt er in seiner Sommer wohnung in Lana, nahe bei Prag. Seine Tageseinteilung ändert sich hier nicht wesentlich. Auch hier beherrscht ihn die Beschäftigung mit dem Buche. August und September pflegt er in der Slovakei, in Topolcanky, zuzubringen. Diese Zeit widmet er dann gewöhnlich der Inangriff nahme und Fortsetzung seiner Bücher, denn diese Monate sind politisch unbewegt. Die letzten Gäste des Präsidenten waren Doug las Fairbanks und Mary Pickford. Sie blieben fast den ganzen Tag, gingen im Park von Lana mit Masaryk, seiner Tochter Olga und deren zwei reizenden Kindern spazieren und konnten sich nach ihrer Aus sage keinen angenehmeren Gesellschafter wünschen. Denn Masaryk bietet nicht nur dem Mann der Wissenschaft und Politik die reichsten Anregungen, sondern sein schlichtes Wesen gewinnt ihm die Sympa thie aller, die ihm zu begegnen das Glück haben. Mr.Doumergue imElysee Die Präsidentschaft der französischen Re publik ist zwar in ihrer jetzigen Form bereits in der Verfassung von 1875 vor gesehen, doch hat eigentlich erst Sadi Carnot, der von 1887 bis zu seiner Ermor- Das Elysee. 635 [Harlingue, Paris