Wie leben die Präsidenten? Wohnhaus des österreichischen Bundespräsidenten Michael Hainisch auf der Hohen Warte neben dem größten Fußballplatz von Wien. ( Phot. Schöller, Wien) hohe Würde vortrefflich zu repräsentieren, wenn es wirklich nötig ist. Nur verzichtet er ansonsten nicht auf sein Privatleben, das das stille'Privatleben eines gelehrten Bücher menschen ist. und ferner auch eines Jägers und Landwirts. Lange bevor es eine Republik Oesterreich gab oder bevor Dr. Hainisch davon träumen konnte, gewissermaßen der Nachfolger des Kaisers Franz Josef zu werden, hat er sich in der Nähe Wiens ein wenig großartiges Landgut gekauft. Der Ort heißt Jauern und liegt nicht weit von Spital am Sem mering im Gebirge. Als dieser „Gstudierte“ vor mehr als drei Jahrzehnten diese mäßig fruchtbaren Berghalden erwarb, lachten die Bauern nicht schlecht. Sie lachen nicht mehr. Wo die ärmlichsten Wiesen waren, weidet; jetzt das beste Vieh Oesterreichs; wo ein paar elende Hütten standen, befin den sich solide, wenn auch in keiner Weise pompöse Gebäude, ein steinernes Herren haus, gute Ställe. Der Rerschbaumerhof, der Schadenhof sind hinzugekauft worden, alle aus dem Ertrag der Musterwirtschaft. Dr. Hainisch hat ein wunderbares neues System der Düngung einge führt; aus einem Sammelkanal wird die Jauche empor gepumpt, so daß man 200 Meter höhergelegeneW ie- sen berieseln kann. So gut wie in Jauern geht es dem Vieh nirgends; und so ist denn dort der große Triumph ge lungen, es ist die Kuh aller Kühe ge züchtet worden, die republikanische Reichskuh von Oesterreich, die Montafonerinßella, sie, die nicht weni ger als 36 Liter Milch täglich gibt! Von weit und breit kommen die Bauern und sahen sich diese berühmteste aller österreichischen Kühe an und die ganze vorbildliche Wirtschaft. Sieben- bis achthundert Liter Milch werden während der Hochsaison jeden Tag von Die Wunderkuh Bella Jauern in die Luxushotels auf dem Sem mering geschafft. Das imponiert den stei rischen Bauern mehr als die hohe Amls- 632