Wie leben die Präsidenten? sofern er nicht durch repräsentative Pflich ten verhindert ist, am liebsten im Kreise seiner Familie. Auch sein Sohn, Major von Ilindenburg, pflegt diese Abende bei seinem greisen Vater zu verleben. Der Reichspräsident begibt sich, wie alle Früh aufsteher, schon zeitig zur Ruhe. Seine Erholung findet Hindenburg auf der Jagd. Die Wochenende verbringt er häufig in seinem Jagdhäuschen bei Schorf heide am Werbellinsee. Bei den Empfängen, bei denen oft meh rere hundert Menschen anwesend sind, fin det er für jeden Besucher ein freundliches oder erinnerndes Wort. Die Frische und Arbeitskraft des achtzigjährigen Präsiden ten grenzt ans wunderbare. Michael Hämisch, Gutsherr in Jauern Der erste Bundespräsident der Republik Oesterreich, Dr. Michael Hainisch, treibt die republikanische Schlichtheit weiter als irgendein modernes Staatsoberhaupt. Es ist wahr, daß die österreichische Bundes verfassung dem Präsidenten viel weniger Macht gewährt, als etwa die Verfassung Deutschlands oder der Tschechoslowakei. Gerade deswegen hätte es naheliegen kön nen, daß der Präsident die repräsentativen Funktionen seines Amtes stark betont hätte. Als die österreichische Nationalversamm lung den vortrefflichen Nationalökonomen Dr. Michael Hainisch an die Spitze der Republik berief, hätte er sich einen der prunkvollen Paläste der Habsburger zur Residenz wählen können; die grandiose Hofburg oder Schönbrunn oder doch das Belvedere. Michael Hainisch erklärte mit Entschiedenheit, er wolle in seiner bürger lichen Privatwohnung bleiben, in Döbling, Perntergasse 17. Das ist eine ganz gewöhn liche kleine Einfamilienvilla, wie sie ein Professor oder Schriftsteller bewohnen mag und ein reicher Fabrikant nicht bewohnen möchte; aber es ist ein schöner Garten da bei. Dort wohnt der Bundespräsident mit seiner Familie; und wenn nicht in der stillen Perntergasse ein einsamer Wachmann stationiert wäre, würde dieser Residenz des Reichspräsidenten-Palais in Berlin, Gartenansicht. [Transocean 630