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903 Die französische Sprachlehrerin Germaine Thirion, die bei dem Versuch, deutschen Offizieren militärische Geheimnisse zu entlocken, als Spionin entlarvt wurde Der weise Salomo sagte schon: „Eine tiefe Grube ist der Mund fremder Weiber, und wem Gott zürnt, der fällt hinein.“ Wir dürfen sagen, daß die aus der Bibel bekannte Ueberredungskunst der Eva sich bis auf diesen Tag auf ihre Geschlechts genossinnen vererbt und von diesen auch in den Dienst der Spionage gestellt worden ist. Frauen, welche dies taten, hat es in allen Gesellschaftsklassen gegeben. Er leichtert wurde denen ihre Tätigkeit ganz besonders, die, selbst der höchsten Gesell schaft angehörend, mit allen Kreisen und den Trägern der wichtigsten Aemter in Berührung kamen. Daher sind Spioninnen unter den Damen der besten Gesellschaft, wie die Geschichte lehrt, gar nicht selten. Frankreich gibt in dieser Beziehung besonders anschauliche Beispiele, da die Spionage von den Herrschern selbst ge fördert wurde und sie sich dabei mit Vorliebe der Frauen bedienten. Die Hofdamen der Katharina v. Medici, die unter dem Namen „Geschwader der Königin Katharina“ berüchtigt waren, sind durchaus als Spioninnen anzusprechen. Ludwigs XIV. er folgreichste Spionin am englischen Hof war die bezaubernd schöne Louise de Keronalle, die spätere Herzogin von Portsmouth und Favoritin Karls II. Unter Napoleon baute der geniale Polizeiminister Fouche das Spionagesystem ins Riesen hafte aus. In seinem Solde standen alle Lebedamen der Straße und der Gesell schaft, wie die Hamelin, die Freundin der Kaiserin Jos£phine, Laura Regnault, die Gay, die Marchesa Visconti sowie die schöne und leichtlebige Schwester des Kaisers,