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Badefimmel in Amerika Von Curt L. Heymann (New York) Badet Amerika? . . . Wie wir alten Yankees sagen: Na ob! . . . Oder wie wir noch älteren Berliner sagen: Und wie! .... Die Engländer halten sich auf Grund ihres statistisch festgestellten Seifenver brauchs für das reinste Volk auf Erden. Abgesehen davon, daß das auch kein Grad messer der Hygenie ist und ich wahrhaftig der Letzte bin, der etwas gegen 5ard- leys und Pears* berühmte englische Seifenfirmen einwenden würde — also ganz ab- In Amerika ist nämlich festgestellt worden, daß die meisten Unglücksfälle in der Badewanne passieren. Wo kann das der Fall sein? Doch sicherlich nur in dem Lande, das über die meisten Badewannen verfügt. Sehen Sie sich einmal die Hotelregister an: 1500 Zimmer — 1500 Badezimmer!... 2000 Zimmer — 2000 Badezimmer! ... ln Chicago wird in diesem Sommer das Blackstone-Hotel eröffnet: 5000 Zimmer — 5000 Badezimmer! U. s. f. ad infinitum. rei in den Staaten ist schon mehr als Kulturbedürfnis. Es ist eine Bademanie, ein Badefimmel. Im vergangenen Sommer war ich draußen im Wilden Westen, wo sich die Füchse „Gute _Nacht“ sagen. Schauplatz der Handlung eine „ranch“. Pferde und Cowboys. Ei nige Cowgirls auf Sommerwohnung. Wir schliefen in Blockhütten. Ein gemeinsames Farm haus für die unver meidlichen Mahl zeiten. Sonst nichts weit und breit. Na ja, die Hotels! werden Sie sagen. Aber nun suchen Sie sich einmal eine Wohnung. In einem Apartment - Hotel, in einem Wohnhaus, irgendwo: Ein- und Zweizimmerwoh nung mit einem Bad . . : Drei- und Vierzimmerwoh nungen mit drei Bädern . . . Fünf und sechs Zimmer mit vier Bädern ... Groß - Wohnungen von zwölf Zimmern werden mit fünf bis sechs (in Wor ten: fünnef bis sechs!) Bädern an gepriesen. Ich glaube, diese Bade in Florida kann man ungestraft unter Palmen wandeln Berühmte englische Seifenfirmen.