Wo ^em^Ville ist, a m a ist ein weg Der Unfug des Will en s Von Adolf Zeddx< wollen einen einfachen lumpigen AjBrief an IhrenFreundAlex schreiben. Warum bringen Sie es heute nicht fertig? Schon als Sie sich hinsetzten, fühlten Sie sidi nicht ganz behaglich; das Datum kam glücklich, wenn auch stockend zustande; doch nun kauen Sie schon eine Viertelstunde sorgenvoll an Ihrem Federhalter und wissen nicht weiter. Endlich geben Sie sich einen Ruck; jetzt muß es, zum Teufel, endlich losgehen! Sie spannen Ihren Willen an. Sie beißen die Zähne aufeinander. Zwi schen Ihren Augen schiebt sich eine düstere Falte. Am ganzen Körper spüren Sie die kolossale Anstrengung. Mit einem starken Willen muß sich alles erreichen lassen, so haben Sie es gelernt. Where there is a will, there is a way. Also los! Dieser Brief soll heute geschrieben werden. Aber ach! Trotz aller Anstrengung will nicht einmal der Anfang anfangen. Schließlich sind Sie ganz erschöpft und legen die Feder bei seite. Sie laufen ein paarmal durch das Zimmer, rücken einen Stuhl zurecht und haben schlechte Laune. Den Brief kön nen Sie heute unmöglich schreiben! Mit Müh’ und Not zwingen Sie sich schließlich doch eine lächerliche Seite ab. Aber es ist ein elendes Machwerk. Jedes zweite Wort ist durchgestrichen. Das können Sie unmöglich abschicken! Außerdem — Sie lesen sich das Ge schreibsel noch einmal durch — das wollten Sie dem Alex doch gar nicht schreiben! Nichts als farblose, allgemeine Phra sen haben Sie zustande gebracht! Woran mag das bloß liegen? War das überhaupt die richtige Methode, als Sie sich vor dem leeren Briefbogen auf Ihre Willenskraft verließen? Viel leicht gehört überhaupt etwas ganz anderes dazu, um eine Sache richtig zu machen? Ein anderes, ebenso einfaches Beispiel: Sie wollen Radfahren lernen. Fleute wollen Sie’s wirklich versuchen, eine grö ßere Strecke zu fahren. Bisher kamen Sie immer bloß zwei bis drei Radlängen weit und kippten dann um. Sie ver gaßen, die Pedale zu treten und kamen deshalb auch nie recht in Schwung. Das soll nun heute gelingen! Sie traben also in stiller Abendstunde nach einem men schenleeren Feldweg, wo Ihnen niemand in die Quere kommen kann. Eine krumme Weide neigt sich Ihnen schon hilfsbereit entgegen, — ahnt sie viel leicht in ihrem dumpfen Baumherzen, daß Ihnen das Aufsteigen immer hoch eine kleine Schwierigkeit macht? — Da sitzen Sie auch schon im Sattel, eine Hand an die Lenkstange, die andere fest um den alten Baumstamm gelegt. Jetzt 87