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ei ugesc blossen ist. das sic einmal war. Denn das ist ein Geheimnis, das Män ner nicht wissen: Keine Liebesroutine kann etwas daran ändern, daß jeder Mann, den die Frau liebt, für sie der erste Mann ist, und daß mit jeder Liebe liir sie alles neu und von vorn anfängt. Seit man der Vierzigjährigen zu gestanden hat. daß sie mit etw'as Ge schmack und Diskretion noch ein ge wisses Recht hat, Frau zu sein, sind ihre Chancen im Wettkampf um den Mann sehr gestiegen, das ist nicht zu über sehen. Vielleicht weil der im innern Format etwas schmächtig geratene junge Mann unserer Zeit sehr viel Mutter braucht. Vielleicht weil sie wählerischer ist als unsere Achtzehnjährigen, die aus Lngeduld und Unkenntnis es nicht er warten können, Mann und Liebe ohne feinere Unterschiede zu konsumieren. Der Mann aber will das Erwähltwerden als Auszeichnung spüren können. Im übrigen hat sich eine Art Qua drille der Geschlechter und Alter heraus gebildet. Der Zwanzigjährige liebt die Vierzigjährige, die Dreißigjährigen hal ten sich an die Gleichaltrigen, und den Mann mit Vierzig zieht es zu den süßen Siebzehnjährigen. Aber warum das so ist, warum ein und derselbe Mann heute diese und mor gen jene am begehrenswertesten findet: diese und hundert andere Fragen kann keine Frau beantworten, sondern nur der Mann — vorausgesetzt, daß er es weiß. „Weiche Frau ist Ein M an; D as Phantom entscheidet bei dem Mann, weder blonde noch braune, weder schwarze, schlanke oder füllige, weder jüngere noch ältere — das alles sind erotische Komplexe und darum Enttäuschungen. Selten wird eine Frau bei dem Mann ergründen können, warum sie die begehrenswerteste ist. Dieses Ge heimnis ist im Manne s o tief einge schlossen, so tief — daß er es meistens selber nicht w T eiß. Merkwürdig ist nur. daß er sehr strikt nach diesem ihm un bekannten Prinzip seine Auswahl trifft, nie die endgültige, denn er findet die, nach der er in seinen Instinkten so sehr begehrt, nie ganz. Und da man dem Mann Konsequenz nachrühmt, beginnt der Riß, der Krach da, wo die Holdeste jäh versagt. Es wäre stupid, wenn sie es nicht täte. Weil sie ja selber keine Ahnung hat. was er eigentlich will- Wüßte sie es — sie, sein Idol, wäre im stande, so zu sein, wenn er es ihr nur einmal klar darstellen könnte. Hier ver sagt der Mann vor der Frau. Verstehen Sie, worauf idi hinauswill? Ihre Frage ist nämlich bereits beant wortet: die Frau ist am begehrtesten. am begehrtesten? antwortet: die diesem ungeheuerlichen Konflikt des Mannes, nicht sagen zu können, was er eigentlich will, gemäß handelt, sich ihm anpaßt, wie es seine kindischen Launen gerade gebieten. Die meisten Männer werden hier empört aufschreien. Da haben Sie es! Wer beschwichtigt diese Aufgeregten? Die jeweiligen oder konstitutionellen Frauen. Was sagen diese klugen Frauen? „Beruhige dich, dieser Mann versteht nichts von — Männern." Das ist nämlich sehr richtig: von Män nern versteht ein Mann überhaupt nichts. Denn ein Mann ist im besten Sinne nur Despot. Er ist glücklich, wenn er befehlen, ran dalieren und toben kann. Die begehr teste Frau muß dies erkennen, wenn sie die begehrteste bleiben will. Auf diese Art entscheidet ja auch stets seine Sehn sucht nach der begehrtesten Frau: er wählt die ihn reizende Form und be fiehlt ihr. daß sie seinen Inhalt zu be sitzen habe. Und da können Sie. lieber „Uhu", die Frau modernisieren, so viel Sie wollen — der Mann bleibt alt modisch. 74