bildungskraft eine ganze Serie von Bil dern fort, die das Walten des Todes illustrieren. Es sind Bilder, die in die Zwickel der Bogengänge gemalt sind. Hier der Steuermann des Rheindamp fers. dem das erschreckend verhüllte Gerippe ins Steuerrad greift — _ ein Sinnbild von außerordentlicher Gewalt. Kunstvoll schiebt sich in den engen ver fügbaren Raum das ganze Detailwerk einer solchen Rheinszene, das jedem Kölner seit der Kindheit bekannt ist. Im Vordergrund der bärtige Mann an seinem Rade, mit vorgebeugtem Ober körper. mit dem Kopf des Werktätigen und den Schifferringen im Ohr. Da hinter ein anderer Dampfer, der in ent gegengesetzter Richtung vorübergleitet. Wieder dahinter eine Andeutung der Stadt, der schmalen Giebelhäuser am Ufer, des doppeltürmigen Dommassivs, das sie überragt. Nicht weit davon der junge Arbeiter an der Maschine, dem aus dem Kolben- und Räderwerk des technischen Ungetüms das Gespenst des Todes erscheint; er wehrt sich, aber schon legt sich ihm die Knochenhand über die Schulter. „Von all den Stunden eine, das ist die Deine“ — „Mitten in dem Ueben sind vom Tode wir umfangen" — so lauten die Unterschriften in Antiqua lettern. Zum Schluß noch ein pikantes Ge- schichtchen. das sich an eine allegorische Darstellung in dieser Kirche knüpft. Neben der „Mäßigkeit" ist auch die „Stärke", mit Schild und Schwert, ohne Phrase schlicht dargestellt. Zu den Fü ßen beider ein Getümmel der Kon traste. Den Gegensatz zu Stärke und Mut stellt ein Soldat dar, den plötzlich im Kampf die Beherztheit verließ. Ein 1 eufelsälflein ist ihm auf den Rücken gesprungen und flüstert ihm seine Ver führung ins Ohr; da stürzt er davon und läßt sein Gewehr fallen. Dies Bild chen aber hat eine Geschichte. Hecker hatte hier nämlich zuerst nicht einen ge wöhnlichen Soldaten, sondern einen Ge neral hingesetzt, der die unverkennbaren Züge — Ludendorffs trug! Er suchte fliehend das Weite. Neben ihm lief ein Häschen mit. das eine Standarte trug, das Hasenpanier, und darauf stand geschrieben: „Nach Schweden!" Das gab freilich Debatten und Erörterungen, und der Künstler entschloß sich zu der ge schilderten Uebermalung. Sahen wir oben, wie seine kirchliche Gesinnung sich unwirsch mit' politischen Anschau ungen der Linken auseinandersetzte, so haben wir hier einen Beweis, daß er auch nach rechts hin kein Blatt vor den Mund nimmt. Allerdings — hier wurde schließlich übermalt, dort uiclit! So leben wir! Hemridi Hauser: »Sieten Jatre meines Lebens (Fortsetzung des Textes von Seite 29) Ich erlebte eine sehr glückliche Zeit im Lazarett. Als ich wieder bei Besinnung war, schickte der Kapitän mir drei Fla schen einer grünen Limonade. Das war die wunderbarste Limonade, die ich je getrunken habe. Nach vierzehn Tagen war ich gesund. Lungenentzündung heilt schnell in dem warmen Klima. Ich wundere mich, daß ich nicht in Indien geblieben bin. Ich hätte Polizist werden können oder sogar Arzt auf einer Pflanzung, obwohl ich kein Examen hatte und kaum etwas von Medizin verstand. Im Mittelmecr April 1924. Ich war jetzt 22 Jahre. Ich war sehr gesund und muskulös geworden und ge wöhnt an Arbeit. Ich fühlte mich mei nen Kameraden gleichwertig und nicht mehr ganz so dumm wie früher. 104