Wenn Aerzte neue Wege finden. Von Dr. Kemmerich I Hat das Reichsgeridit in Ihrem Sinne entschieden ? / llas man so sagt . . . Ausschnitte aus Zeitungen und Zeitschriften I Der An malt sucht einen Anwalt. Von Dr.Vanimonte I Zwei neue Lamincn- rätsel. Auflösungen der Laminenrätsel aus dem vorigen Heft I Frag mich noch was! I Golf mit Wörtern I Lösungen der Schul aufgaben für die Primareife aus dem vorigen Heft Wenn Ärzte neue Wege finden . . . Der Kampf gegen Bai mbredier Vo n D r. JM a x K emmerich , M ii n c li e n G roß ist die Liste der Aerzte, die es als Neuerer wagten, den theo retischen Anschauungen ihrer Berufs genossen entgegenzutreten. Wenn Paracelsus (1493—1541) trotz unbestrittener Wunderkuren von seinen Kollegen zu Tode gehetzt wurde, so kann das nicht so sehr wundernehmen, da seine Theorien weit seiner Zeit voraneilten. Die marktschreierische Art seines Auf tretens und die kolossale Grobheit seiner Polemiken möge seiner Zeit zugute ge halten werden. Diese Milderungsgründe kann die Fachwelt jedoch nicht ins Feld führen, um ihr Verhalten William llar- vcy (1578—1658) gegenüber zu recht- fertigen. Dieser Entdecker des Blutkreis laufes und Begründer der Evolutions und Eitheorie, mit der er eine neue Aera der Physiologie erüffnete, mußte sich trotz seiner großen Stellung als Leibarzt König Karls I. zeitlebens mit seine]] Kollegen herumschlagen. Die Londoner I'akultät verbitterte dem großen For scher seine Tage. Noch üblere Erfahrungen mit seinen Kollegen machte Franz Anton Mesmer (1735—1815), der durch Ilandauflcgen viele Patienten heilte, mit den Finger spitzen verschlossene Briefe lesen ließ, Schlaf erzeugte und verwandte nietlia- psychische Phänomene erzielte. Er glaubte nun als Ursache eine ihm eigen tümliche Kraft, die er „tierischen Magne tismus*' nannte, unsprcchcn zu dürfen. Die gelehrte Welt tat schon damals das, ■w as auch heute noch häufig ihre Gewohn heit dem Neuen gegenüber ist: sie lehnte auch die latsachen ab, weil sie aut Grund der herrschenden Theorien sic nicht er klären konnte! In Wien bestritten selbst Augenzeugen die Erscheinungen und zwangen Mesmer 1778 trotz aller Heil erfolge sein dort begründetes Spital zu verlassen und nach Paris überzusiedeln, liier wurde er große Mode. Seine außer ordentlichen Heilerfolge aber führte die Pariser Akademie und die Fakultät auf Einbildung zurück. Nunmehr galt Mes mer als ausgemachter Schwindler und beschloß fern von der großen und kurz sichtigen Welt seine läge in Meersburg am Bodensee. Erst James Baid (1795 bis 1860), der dieselben Resultate er- 92