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Übertragung von einem Menschen zum ändern. Sie dürfen nicht glauben, daß sich Ihr Blut mit dem Ihres Nachbarn so ohne weiteres verträgt, mag er Ihnen auch noch so sympathisch sein. Ge hören Sie zur Gruppe 1 und er zur Gruppe 4, dann ist es für ihn gleich gültig, ob Sie ihm Ihr eigenes Blut oder etwa Hammelblut gegebenenfalls zur Verfügung stellen. Der Arme müßte sterben, weil die einander fremden Blutkörperchen sich sogleich nach ihrer Vermischung zusammenballen, gerinnen oder auflüsen würden. Seit man dies weiß, sind die rätselhaften Versager und Mißerfolge bei flem segensreichen Verfahren der Bluttransfusion, das die einzige Möglichkeit bietet, einen aus gebluteten Menschen dem sonst unab wendbaren Tode zu entreißen, ver schwunden. Die Bluttransfusion ist das stärkste, wirksamste und schnellste Kräftigungsmittel, über das wir ver fügen. Menschen, deren körperliche Schwäche so groß ist, daß man ihnen die Anstrengungen einer schweren Ope ration nicht mehr zumuten könnte, können durch Blutübertragung so weit instand gesetzt werden, daß sie auch langwierige Eingriffe gefahrlos über stehen. Natürlich ist eine Blutüber tragung immerhin ein Eingriff, der nur unter besonderen "Vorsichtsmaßnahmen und unter peinlichster Beobachtung hy gienischer Vorschriften vorgenommen werden kann. Da man sich fast immer erst im Augenblick höchster Lebens gefahr zu einer Blutübertragung ent schließt, so müssen die notwendigen Vorbereitungen, um nicht kostbare Zeit zu verlieren, bereits im voraus getroffen werden. Dazu gehört, wie wir schon sagten, daß der Blutempfänger seine Blutgruppe ohne weiteresangeben kann — cs gibt im ganzen vier —, und es gehört vor allem dazu die' Anwesenheit eines geeigneten Blutspenders. Schon vor längerer Zeit hat man in Amerika damit begonnen, Vorkehrungen zur Blut übertragung in zweckmäßiger Weise zu organisieren. Der neue Beruf des Blut spenders entstand, und auch in Deutsch land geht man mehr und mehr, besonders in großen Krankenanstalten, dazu über, sich nicht mehr wie bisher auf den Zu fall und den Opfermut des freiwilligen Blutspenders zu verlassen, sondern rechtzeitig einen Vorrat bereitzuhalten. Wer eignet sich für diesen neuartigen, menschenfreundlichen Beruf? Man sieht jetzt immer häufiger in medizinischen Fachzeitungen Inserate, in denen Blut spender einer bestimmteiiGruppe gegen eine festgesetzte Vergütung gesucht werden. Am besten eignen sich junge, kräftige Menschen, die natürlich voll kommen gesund sein müssen, um nicht etwa auf dem Blutwege Infektions krankheiten auf den Empfänger zu übertragen. Im übrigen werden die Gefahren des Blutspenden» meist über schätzt. Der Mensch besitzt im ganzen etwa fünf Liter Blut. Einen Liter kann er davon unbesorgt hergeben, da sich das Blut außerordentlich schnell bei ge sunden Menschen wieder neu bildet. DieserErneuerungsvorgang dauert etwa 14 Lage. Danach kann er w ieder von neuem seine lebensrettende Mission er füllen. Millionär kann er allerdings bei diesem aufopfernden Beruf nicht werden, es ist höchstens ein angenehmer Neben verdienst; er muß sich da wie so viele andere der Menschheit nützliche Berufe mit dem Bewußtsein seiner guten Tat trösten. Im allgemeinen wird die Her gabe des Blutes — es werden durch schnittlich hundert bis tausend Kubik zentimeter verlangt — mit 30 bis40.Mark bezahlt. Ein reicher ßlutcmpfänger wird sich aber wohl nicht lumpen lassen, wenn man ihm einen so wichtigen Dienst erweist. Bei der Technik der Blutübertragung kennt man verschiedene Methoden. Man kann das Blut in einem Gefäß auf fangen und dann dem Empfänger wieder einspritzen; man kann die Blut gefäße des Spenders und des Empfän gers durch Gefäßnaht unmittelbar mit einander in Verbindung bringen, oder man kann, was heute am üblichsten ist, zwar eine unmittelbare Verkuppelung der beiden Gefäße miteinander vor- 78