Volltext Seite (XML)
r A<27i>tv^, Der Konflikt zwisdcen Vater und Solm - das Stück, das von jeder Generation neu geschrieben wird : Sduller sJmcl, Jen „Don Carlos“ n„J Jie RSulser, Hasenclever Jen „Solm“, Bronnen Jen „VatermorJ“ dafür, warum dieselben Situationen, man darf sagen, seit Entstellung des Theaters, dem gleichen starken Inter esse begegnen. Weder ist es bis heute gelungen, die verfügbaren Lebensmittel so zu verteilen, daß alle mit ihnen aus- kommcn, noch haben wir den großen technischen Errungenschaften eben solche psychische Eroberungen und Entdeckungen an die Seite zu stellen. Noch immer handeln alle Stücke von diesen beiden Grundthemen des mensch lichen Lebens. Sie treten in den ver schiedensten Verkleidungen auf. aber der Arme und der Reiche, der Ver schwender und der Geizige, das unschul dige Mädchen und der Verführer, die ungetreue Ehefrau, der gehörnte Gatte, der Nebenbuhler, der Defraudant, der Glückspilz und die Erniedrigten und Beleidigten, die Kameraden und die Rivalen — sie sind sich durch die Jahr hunderte gleich geblieben und noch immer interessant. Nebensächlich ist, ob das liebende Paar im Mondschein unter der Ulme über die der Verbin dung feindlichen Eltern klagt oder im Jazz-Getöse einer Bar dieselben Sorgen hat. Gleichgültig ist es, ob die Gattin in der Postkalesche oder im Flugzeug dem verständnislosen Gatten entflieht. Es kommt auf dasselbe heraus, ob der Konflikt Vater—Sohn ausbricht, cveil der Sohn revolutionär und der Vater kaiser licher Offizier, oder heute, — weil der Vater sozialistischer Polizeipräsident ist. Nicht nur die Figuren und Situationen des Theaters sind im Kern immer wieder dieselben, auch die Requisiten, die Kunst kniffe, mit denen uns das gleiche immer wieder serviert w r ird, ohne daß w T ir uns übe ressen, haben sich nicht geändert. Das hängt mit unserer profunden, psy chischen Unwissenheit zusammen, die ja eine Hauptursache dessen ist, daß uns die Theaterspielerei überhaupt f'reude 75