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Polizei ist nicht auf die Idee gekommen, zu verordnen, daß der Schofför sich prinzipiell die Treppe hoch zu bemühen hat, um sein Eintreffen zu melden. Nicht alle Schuld liegt übrigens auf seiten der Schofföre und Fahrzeug besitzer. Wer jemals ein Auto gesteuert hat, weiß, daß der Passant prinzipiell feindlich gegen jede Art von Fahrzeug eingestellt ist, daß er mit Vorliebe das Recht des Rades, den Fahrdamm zu be nutzen, ignoriert und durch lässiges und unzeitgemäßes Ueberkreuzen der Straße Unglücksfälle herausfordert, die zu ver meiden oft nicht mehr in der Macht des Fahrers liegt. „Waren Sie schon einmal dem Ge räusch des Teppichklopfens ausgesetzt? Kennen Sie die peinigende Wirkung auf die Gehörsnerven? Wissen Sie von der Erbitterung, die Sie langsam über kommt, wenn von morgens um 8 Uhr bis in den späten Nachmittag ein Tep pich nach dem ändern ringsum in den Höfen ausgeklopft wird?“ Zwei Tage in der Woche erlaubt die Polizei dem Hausbewohner, seine Teppiche auf diese Weise zu entstauben. Dafür darf aber der Staubsauger, von dessen Erfindung die Polizei überhaupt nichts weiß, die ganze Woche hindurch, zu jeder belie bigen Tageszeit benutzt werden. Es ist natürlich auch kein Ideal, immerzu nach der Polizei zu rufen, denn der Bürger von heute hat eine reichliche Anzahl Verbote, Verordnungen und Gesetze, die er sowieso nicht kennt und deren Befolgung ihn beruflich oder geschäftlich schädigen würden. Aber es erzieht zumindest den anderen, der auch die Möglichkeit, Lärm zu machen, hat, wenn er sieht, daß man selber bemüht ist, Lärm zu vermeiden. Man erzieht sich gegenseitig nicht durch grobe Be merkungen, sondern durch das gute Beispiel. Man könnte sogar hier seine Wohlerzogenheit öffentlich durch Pla kate bekanntmachen, etwa auf den Ge schäftsbriefbogen drucken lassen: „Idi habe im Interesse der offentlidien Ruhe meine Lastwagen jetzt endgültig mit Ballonreifen versehen lassen, weil durch das Fahren mit Vollreifen die Be wohner der Straßen, durdi die meine Wagen täglidx fahren, von den Ersdiütte- rungen des Asphalts sehr belästigt werden“ oder: „Im Interesse der übrigen Hausbewohner lasse idi meinen Staubsauger nur nodi morgens zwisdien 9 und V10 arbeiten“ oder: „Die Motorräder meines Gesdiäfts- betriebs sind jetzt mit einer kleinen tech- nisdien Aenderung versehen, so daß sie kein knatterndes Geräusdi mehr von sich geben. Ich vermindere zwar dadurdi die Gesdiwindigkeit der Fahrzeuge um einige Kilometer in der Stunde, aber die Vermeidung offentlidien Lärms ist mir widitiger.“ Vorläufig aber werden noch grobe Briefe geschrieben: Herrn Müller. Teile Ihnen hierdurdi mit, daß ich es mir verbitte, das Gekrädize Ihres Laut- sprediers bei offenem Fenster in den Abendstunden anzuhören. Wenn Ab stellung nicht erfolgt, werden Sie midi sdion kennenlernen. Achtend . . . Wie wär’s, wenn jeder bei sich etwas anfinge, und wenn wir die Polizei über haupt aus dem Spiel ließen, die schon mehr als genug „verbietet ?