Frithjof Nansen im Gesprädi mit einer Journalistin Aufnahme von Dr. Erich Salomon A ls ich Frithjof Nansen während einer Vcrhandlungspause der Völkerbundsversammlung in Genf im Gespräch mit der englischen Journalistin Miß Round beobachtete, fiel mir die Harmonie seiner Bewegungen besonders auf. Die Verlegenheit, in die er durch die Frage der Interviewerin gebracht wurde, zeigte sich nicht nur im Ausdruck seiner Augen, sondern auch in der Faltenbildung auf seiner Stirn und in der leichten Verkrampfung der Finger. Das aufrichtige Bestreben, der Fragestellerin trotz den anscheinend bestehenden Schwierigkeiten doch auf alle Fälle zu helfen, kam dabei deutlich zum Ausdruck. Die zuversichtliche Liebens würdigkeit in der Haltung der Dame rief ein Fluidum hervor, das die Lebendigkeit der Szene erhöhte. Es gelang mir, unbemerkt an die Gruppe heranzukommen und diesen interessanten Augenblick aus nächster Nähe im Bilde festzuhalten.'* Wünschelrutengängern mit dem scharf geschliffenen gläsernen Auge gebeten, uns dasjenige ihrer Bilder zu nennen, das sie selbst für das beste hielten. Und es ist interessant, wie gerade diese Aus wahl noch einmal die Wesensart jedes Fotografen verdoppelt widerspiegelt: einmal in der Fotografie selbst, zum ändern in der für sie so ungemein charakteristischen Wahl. ln diesen J agen feierte man in Paris das hundertjährige Jubiläum der Foto grafie. nämlich den Tag, an dem sich Daguerre und Niepcc durch einen Ver trag Zusammenschlüssen, um gemein sam eine merkwürdige Eigenschaft von Silberplatten auszunutzen. Sie hatten entdeckt, daß unter gewissen chemi schen Verhältnissen diese Platten außer ordentlich stark auf Licht reagier ten. Die Geburtsstunde der Fotografie hatte geschlagen. Hundert Jahre sind seitdem vergangen. Hundert Jahre — das ist nicht allzu lange für eine neue Kunst, wenn man daran denkt, daß die Ahnen Michelangelos und llem- brandts schon im Höhlenzeitalter an- lingen zu zeichnen. Man darf unseren Kindern und Enkeln evohl prophezeien, daß sie auch bei der Fotografie noch einige angenehme Ueberraschungen er leben werden . . .