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gegenüber. Die Techniker mühen sich ehen damit ab, die Gefahren des Luftwider standes zu beseitigen. Man konstruiert Dop peldecker, aber man wagt nicht, ein Flug zeug mit freitragenden Flügeln zu hauen, denn die Seitenflügel, meint man, müßten so verdickt und mit so viel Streben und Drähten gestützt und verspannt werden, daß der Luftwiderstand die ganze Kraft des Mo tors verbraucht. Junkers, der von semen früheren Arbeiten her gewohnt ist, soge nannte technische Gesetze nicht gutgläubig hinzunehmen, sondern seihst zu prüfen und sich von ihrer Richtigkeit zu überzeugen, macht die Entdeckung, daß man mit dicken Tragflächen genau so gut die Luft durch queren kann wie mit dünnen. Zu Anfang des Krieges, im Jahre ifjiö, bringt Junkers einen Apparat heraus, der die Richtigkeit seiner Theorien und Experimente glänzend erweist. Mit weit kleinerer Tragfläche und geringerem Gewicht als die bis dahin üb lichen Doppeldecker erreicht er einen viel größeren Nutzeffekt. Ein Doppeldecker braucht 173 Pferdestärken. um i 5 o Kilo meter zurückzulegen, das Junkers-Flugzeug befördert dieselbe Traglast bei 173 Kilo metern Slundengeschwindigkeit mit einem Motor von 137 Pferdestärken. Freilich reichen die allen llolzlragfläehen gegen den Luftwiderstand nicht aus. Auch hier geht Junkers seinen eigenen Weg: Wenn Holz nicht ausreicht, muß es eben mit Metall versucht werden. Dadurch werden aber die vielen Yerspannungszutaten überflüssig, die wirklich, den Motor empfindlich belasten. Ein kleiner Kunstgriff besiegt die letzten liicken des Luftwiderstandes: Statt des glatten Blechs verwendet Junkers Wellblech und erzielt dadurch, eine Verringerung der Dicke und des Eigengewichts des Flug zeuges. So wird das Prinzip „Schwerer als Luft" auf die Spitze getrieben und das erste reine Metall-Flugzeug geschaffen, aus dem Holz und Leinwand endgültig ver bannt sind. Den technischen Erfindungen Professor Junkers' geht der wirtschaftliche Aufstieg parallel. Vor 3 o Jahren hat er mit einem ganz kleinen Betrieb und ein paar Arbeitern angefangen, heute ist das Junkerssche Un ternehmen zwar kein Riesenkonzern, aber doch, ein sehr stattlicher Industriekomplex, in dem über /1000 Arbeiter beschäftigt sind. Die Junkersschen Fabrikanlagen bie ten auch, jetzt noch gewissermaßen einen Querschnitt durch das Lehenswerk ihres Gründers. Denn neben der Flugzeugwerke A.-G. in Dessau und einer Flugzeugfabrik in Moskau steht die Junkers Motoren bau G. m. b. II., Dessau, in der nicht nur Flugzeugmoloren hergeslellt werden: ein he- P C O sonderes Kaloriferwerk, die Junkers & Go. in Dessau, liefert Ileizmeßapparale, und schließlich dienen die Werke der Firma Junkers & Co. in Dessau der Herstel lung jener Alltagsapparate, an deren Ver vollkommnung llu,so Junkers Jahre seines O P Lehens gearbeitet hat: Warmwasserapparat.e, Kohlenbadeöfen, Gasbadeöfen, Badewasch kessel und ähnliche Geräte. Die Flugzeug-Industrie ist aber für Jun- U O kers nur noch, der Unterbau des Luftver kehrs. Gemeinsam mit dem Deutschen Aero- Lloyd beherrscht die Junkers Luftverkehrs- A.-G., Berlin, heule monopolistisch den Flugverkehr. Der Monopolcharakler dieser beiden Gesellschaften ist schon dadurch ge sichert. daß nur sie vom Reiche subven tioniert werden. Eine Reihe neuer Lufl- gesellscbaf ten, deren Namen man jetzt hört (Badische, Schlesische Luftverkehrsgesell schaft, Süddeutscher und Mitteldeutscher Aero-Uoyd usw.), sind organisatorisch, und wirtschaftlich als Tochtergesellschaften der beiden großen subventionierten Gesellschaf ten anzusehen. Ob diese Form des Privat- nronopols auf die Dauer das Gegebene sein wird, bleibt abzuwarten. Vorerst muß man anerkennen, daß diese Form dem Aufstieg 7 o des deutschen Luftverkehrs förderlich ge wesen ist.