längst von seinen A^orfahren gelöst wor den. AVas er ererbt von seinen Vätern hat, erwirbt er, um es zu besitzen — und nennt es seinen Instinkt. AVas er nicht ererbt hat, macht sich als Lücke im In stinkt fühlbar: die traurige Erfahrung, daß man vom nettesten Menschen Klopse mit Strychnin nicht annehmen sollte, konnte dem Hunde nicht vererbt werden, weil zum Vererben keine Zeit mehr blieb. Der vollkommenste Baedeker für Zug vögel läßt sich als Instinkt von den El tern übernehmen, aber die Enttäuschung mit den Leimruten muß jeder Vogel schon allein machen! Die Gefahr, die Generationen von Ahnen erkannt haben, wittert man in stinktiv; der neuen läuft man ahnungslos in die Arme. Schon der Neandertalmensch wußte vermutlich, wie gefährlich ein Mastodon sein könne, und ging ihm re spektvoll aus dem Wege. In den seither verflossenen Jahrtausenden haben wir die Gewohnheit geerbt, den Elefanten und das Nashorn zu bekämpfen. Daß Moskitos und Fliegen unsere viel ge fährlicheren Feinde sind, davon sagt uns unser Instinkt kein Wort, denn weder dem Neandermensclien noch seinen En keln war etwas von Bakterien und Ma- lariaparasilen bekannt. Daß Hunde beißen, weiß jedes Kind und fürchtet sich instinktiv vor ihnen; daß ihre Küsse aber viel gefährlicher sind als ihre Bisse, ahnt auch der Erwachsene nicht. KTeue Erkenntnisse müssen neue Instinkte zückten. Besser als sidi auf den Minden Instinkt zu verlassen, sväre ein Unteiridit iilier das, was dem Aiensdien niit-ltdi und sdiadlidi ist. 34