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200 Jahre vor Wa- namaker und Mar shall Fields Entste hung, die Mitsui errichteten.Von dort ging auch ihre origi nelle Pieklame aus, die für Japan, und nicht nur für Japan, D -t.t- i tv r. . damals ein Novum as W appen der iVLitsui war. In der langen Regenzeit verteilte man an die vom Regen überraschte Kundschaft des Kaufhauses große Schirme aus Ölpapier, auf denen der Name Mitsui weithin sichtbar zu lesen war. So wurden die Kunden unfreiwillig die ersten „Sandwich-Männer“ der Mitsui. Sie beklebten auch als die ersten Ilauswände und Mauern mit ihren Reklamen, finanzierten Schauspiele und Pantomimen, in denen ihr Name vorkam und arrangierten in ihrem Warenhaus „Gelegenheitskäufe“, alles zu einer Zeit, da solche Formen der Reklame, die man gewöhnlich als Rlüte modernsten Kapitalismus betrachtet, im Abendlande noch nicht bekannt waren! Die ßureauräume der Mitsui auf dem Broadway in New York sind sehr umfang reich; haben sie doch allein go Prozent der Anteile einer der größten Baumwoll-Aus- fuhrfirmen der Vereinigten Staaten in Hän den. — Die Mitsui haben ferner einen Ver trag mit der chinesischen Regierung, der ihnen das Monopol zur Errichtung drahtloser Stationen in ganz China sichert. Die Lei tung der japanischen Stahlwerke liegt gleich falls in ihren Händen. Ihre Kohlenlager in Hokkaido und Kyushu sind die umfangreich sten des Landes; ihre Bank spielt eine be stimmende Rolle in der Finanzwirtschaft Japans; auch ein Papierfabrikations-Trust ist in letzter Zeit von ihr ins Leben gerufen worden. Aber zu all diesen Unternehmen, die die Hausmarke der Mitsui tragen, kom men noch die vielen ändern, hinter denen ihr Kapital anonym steht. In gewissem Sinne bedeutet die Wirt schaftsgeschichte der Mitsui zugleich die jenige Japans. Man darf diese Familie als den Generalnenner der Wirtschaft Japans be zeichnen. Achtzigtausend Angestellte zählt der Mitsui- Konzern, die sämtlich in irgendeiner Weise an den Einkünften beteiligt sind. „Arbeit auf Gegenseitigkeit“ — „Kyoson“ lautet der Wahl- und Wappenspruch der Familie, der, vom Ahnherrn vererbt, als oberstes Ilausgesetz und Geschäftsprinzip durch die Generationen hindurch heilig ge halten worden ist. Kyoson ist das japanische Wort dafür, kaum übersetzbar in ein west liches Idiom. Es umschließt sow'ohl den ge nannten Begriff wie auch die Verquickung von Humanität und Geschäft. Humanität: Jeder Angestellte, ob Minenarbeiter, Proku rist, Laufjunge, Matrose oder Buchhalter — weiß, daß, wenn er seine Pflicht tut, er bis ans Lebensende bei der Firma bleibt und daß auch nach seinem Tode für seine Familie gesorgt wird. Deswegen ist bei den Mitsui weder jemals ein Lohnstreik ausgebrochen, noch je ein Matrose ihrer Ozeandampfer de sertiert. Schon im 18. Jahrhundert kannte man im Hause Mitsui Wohlfahrtspflege für das eigene Personal; gedruckte Vorschriften, wie man hygienisch leben soll, etc. wurden unter den Angestellten verteilt. Ruhepausen in die Arbeitszeit eingeschoben, reinliche Kleidung und Körperpflege empfohlen. Schon damals begann das uns fast kom munistisch anmutende Prinzip der Gewinn teilung sich auszuwirken: Überschüsse von einer bestimmten Höhe an wurden unter dem fleißigsten und tüchtigsten Personal aufge teilt, die „Arbeit auf Gegenseitigkeit“ ist eben von Anbeginn bis heute oberstes Ge schäftsprinzip und Hausgesetz geblieben. Diese Gesinnung erstreckt sich aber nicht nur auf die eigenen Angestellten; in den wei ten Parks, auf den Besitzungen und Län dereien der Mitsui wurden nach dem furcht baren Erdbeben im Herbst 1923 Tausende von Flüchtlingen untergebracht, beköstigt, ge kleidet. Die Wohlfahrtsunternehmungen der Familie, für die eine große Zentrale besteht, erstrecken sich über die halbe Erde. Doch kommt es niemals vor, daß ein einzelnes Familienmitglied mit dieser oder jener Aktion in Verbindung gebracht, daß etwa ein Name genannt wird. Die Familie baut Hospitäler; soso* m 36