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plötzlich seinerseits ein olympisches Wett rennen anhub? Und daß man mit eins so glücklich wurde und nun endlich ganz genau wußte, was man wollte und wel chen Preis man sich holen mußte. Mußte. Da wollte man auch sofort die gute Gelegenheit wahrnehmen und sich ihn holen. Aber der kleine, süße, schlank- beinige Junge ergab sich nicht, fauchte und wurde böse. Stand auf und lief plötzlich davon. Was nun? Die Bescherung war ange richtet. Sollte alles auf einmal vorüber sein, Kameradschaft und Vertrauen? Man schimpfte auf den Sport, den der Teufel erfunden halte, und auf sich selbst. Und die Herztätigkeit? Die wurde nicht besser von der Wut. Also Ruhe, Ruhe. Keine Möglichkeit, Ruhe zu finden. Ärgerlich ging man nach Hause, wü tend setzte man sich zum Abendbrot, um ganz früh ins Bett zu gehen. Kein Schlaf. Reisende Wolken warfen große Schatten durch das offene Fenster. Nirgends ein Ton zu hören, auch die Brandung war schlafen gegangen. Da hörte man auf einmal ganz dicht unterhalb des Fensters einen Ton, einen armseligen, kleinen Ton, immer denselben, immer denselben, wie von jemandem, der gerade anfängt pfeifen zu lernen. Und war schon aus dem Belt und zog sich an in rasender, überstürzter Eile und sprang direkt aus dem Fenster, dorthin, wo man das Pfeifen gehört hatte, und und und — Und der große Dauerlauf am Strande — der für den nächsten Tag angesetzt war? An den hat kein Mensch mehr gedacht, der war vergessen und begraben. Denn — wer wird eine Festung noch berennen, wenn sie sich bereits ergeben hat?! ES REGNET BLUT Aus alten und neuen Berichten veröffentlicht von Eh e r har J B uchner E egengüsse, Ilagelschläge, Schneefälle sind uns allen höchst vertraute Er- ^scheinungen. Aber nicht jeder mann weiß, daß es bis in die jüngste Zeit hinein zuweilen noch ganz andere Dinge geregnöt hat oder geregnet haben soll. Plinius erzählt in seiner Naturgeschichte, wie es einmal Milch und Blut, ein ander mal Eisen, dann Wolle und sogar Ziegel steine geregnet habe, und gibt genau an, unter welchen Konsuln all das geschah. Im Mittelalter und bis tief ins 18. Jahr hundert hinein spielten derartige „Natur wunder“ eine sehr große Rolle. Besonders häufig werden die Blutregen erwähnt, und es ist kein Wunder, daß sie allgemein als höchst verdächtige üble Vorzeichen aufge faßt wurden. „Die Bedeutung ist Gott bekannt“, schließt der Chronist zumeist seinen Bericht, der seinen Lesern vermut lich einen gelinden Schauder über den Rücken gehen ließ; oderauch: „Gottgebe, 234