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dann wieder weiter, gleichmäßig, aber eine Winzigkeit schneller? Unsinn, dumme Gedanken. Einschlafen und ausruhen, damit man frisch ist morgen zum Training für die Monstre- wettkämpfe um den Preis — —, wel chen Preis, ja, welchen Preis? So schlief man ein und träumte von einem kleinen Mädchen, das halb ein Junge war, bis auf den einen Fehler, daß der Junge nicht pfeifen konnte. Nur einen armseligen, kleinen Ton brachte man mit Mühe zu stande, immer denselben, so sehr man sich auch Mühe gegeben hatte, gestern am Strande und auf dem langen, langen Spaziergang. Dieses Pfeifen weckte ihn auch am nächsten Morgen vor seinem Fenster, sehr früh. Es war höchste Zeit aufzustehen. Das Training begann. Die nächsten Tage waren voll Anstren gung und wichtiger Abmessung der Strecken. Genaue Einteilung der Starts zum Schwimmen. Festlegung des Ziels drüben an der bewaldeten Höhe, die sich weit ins Meer hinein vorschob. Abgehen der Strecke des großen internationalen Cross-Country-Laufens bis zu der ein samen Baumgruppe, über drei Hügel, an zwei Kornfeldern vorbei und über sumpfige Wiesen. Gemeinsame Arbeit, gemeinsame Ruhe. Sehr viel essen und tiefer Schlaf. Und in den Pausen dicke Abhandlungen über landläufige Literatur, zwischendurch ein wenig Philosophie, alles in praller Sonne, tief eingebettet in weißen Sand, über dessen Ränder ein paar Strandgräser angestrengt nickten. Dann wieder nega tive, aber ausdauernde Versuche, pfeifen zu lernen; es blieb bei dem einen Ton. Aber man durfte um Gottes willen nicht darüber scherzen. Langsam nahte der Tag der großen Prüfung, und man hatte im Eifer gar nicht mehr an sein Herz gedacht. Dieses närrische Herz, das einen Schlag ausge setzt hatte. Warum nur, warum? Auch die Frage nach dem Siegespreis blieb im dunkeln. Man hatte sie zurück gestellt. Dann war es so weit. Ganz kurz sei erzählt, daß sie ihn im Schwimmen schlug, über die lange wie über die kurze Strecke. Ihr Körper war ideal für den Wassersport gebaut, und es war reines Vergnügen, sie im Wasser zu beobachten. Triumphierend stand sie schon auf dem mächtigen Stein unterhalb des Abhangs und triefte vor Nässe, als man erst anlangte. Dann kam nach einer Pause die kurze Strecke auf der Chaussee. Und dort, wie am Nachmittag bei dem großen Lauf, siegte er mit ungezählten Längen. Man lief ja schließlich sehr gut, mit leichten, raumgreifenden Schritten. Sie standen jetzt im Wettkampf 2 zu 2, jeder mit zwei Siegen. So mußte der nächste Tag entscheiden, die letzte Kon kurrenz, der Dauerlauf am Strande. Da war es ja klar, wer gewinnen mußte, und nun dachte man plötzlich wie der an den immer noch nicht ausgemach ten Preis. Und auch das Herz meldete sich, das Herz, das im Wasser und bei dem be schwerlichen Lauf so ruhig und sicher ge arbeitet hatte. Was war es denn, daß dieses ver dammte Biest jetzt in der Ruhe, wo es nur ganz geringe Arbeit zu leisten hatte, 232