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iux> /<?L\lUpf UUA/> 4o^(Hckn ßivi Von Horst v. Conratly cand. ing. Student sein, wenn die Veilchen blühen /“ H errliche Studentenzeit! Jugend bei Singen und Becherklang! Lebensfreude und Liebe! So sieht die Studentenzeit in den Erzäh-. lungen der alten Herren und bei denen aus, die den Studenten nur aus Liedern kennen. ★ Da sagte einmal in einer Fabrik ein Ar beiter, mit dem ich zusammen auf Montage arbeitete, zu mir: „Mensch, weeßte, so die Studenten, die ham's doch eej entlieh jut. Morjens so'n paar Vorlesungen und denn den janzen Tach nischt zu tun, wa?, un abends eene Molle nach die andere saufen." Ich versuchte ihm zu erklären, daß der Student von heute nicht mehr das ist, was er früher war; daß der Student von heute arbeiten muß, um das Studium zu bewäl tigen, arbeiten muß, um das Studium zu be zahlen. Maßloses Erstaunen auf der an deren Seite: „Sowat jiebt et?" Ja, wirklich, so etwas gibt es. Und es ist nicht die kleinere Zahl der Studenten, die um Brot und Studium schwer kämpfen muß. Denn leider sind wir noch nicht so weit, daß der Student für den Besuch der Vorlesungen Honorare bezieht. (Schön wär's ja!) ★ Aus der Notwendigkeit des Broterwerbs haben die Studentenschaften die Konse quenzen gezogen und an allen Hochschulen 786 und Universitäten Stellen eingerichtet, die Nebenerwerb vermitteln. Ein Blick in die Akten eines solchen Erwerbsver mittlungsamtes fördert die merkwür digsten Dinge zutage. Bitte, sehen Sie sich die Seite 789 an. So oder ähnlich sieht ein Anschlagbrett des Erwerbsvermittlungsamtes immer aus. Schnell ein wenig Statistik: Im Erwerbs vermittlungsamt der Technischen Hoch schule Berlin wurden im letzten Semester ungefähr 1500 Erwerbsuchende abgefertigt, d. h. in jeder Sprechstunde des Amtes 40. Aus geboten wurden etwa 500 Stellungen, und für einzelne fanden sich oft 20—30 Bewerber. Das Zutrauen zu den Fähigkeiten des Stu denten scheint groß zu sein. So wurden unter anderm gesucht: Studenten als Zei tungsverkäufer, Nachtwächter, Filmstatisten, Privatdetektive für zerrüttete Ehen, Taxen chauffeure, Dolmetscher, Fremdenführer, Funkturmanstreicher, Zettelverteiler und — Kameltreiber für Sarrasani. Bitte, das ist kein Witz, sondern das sind tatsächlich an gebotene und angenommene Stellungen. Sarrasani z. B. verbrauchte allein einige Hundert Studenten. Im ,,Fridericus Rex“-Film wirkten seinerzeit ebenfalls Hunderte von Stu denten als Komparsen mit. Auch in „Metro polis“ und in anderen Großfilmen war eine große Anzahl von Studenten als Statisten beschäftigt. ^