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Brief, daß sie nicht kommen könne, krank sei, und ich sollte nicht glauben, sie sei undankbar und hätte vergessen. Der Brief war echt, und, weißt du, ich wollte nicht halbe Arbeit tun und suchte sie auf. Details überflüssig! Elendsquartier, das Mädel mit 40 Grad Fieber, ohne Pflege. Sie hatte es auf der Lunge. —■ Professor Frank hat vor einem Jahr seine eigene Klinik im Mathildenspital bekommen. Ich rief ihn also an. Er ließ die Friedl mit dem Krankenwagen holen. Zwei Tage später ging ich ins Spital und sah mir sie an. Der Professor meinte, es sei höchste Zeit gewesen; er hoffe, er würde sie wieder hochkriegen. — Vor vier Tagen arbeite ich in meiner Stube. Da klopft es, meine Stenotypistin sieht nach und kommt zurück: Ein Herr sei draußen, eigentlich nur ein Mann. — Ich lasse ein- treten. Es ist ein kleiner, untersetzter Bursche, kräftig und stiernackig, er steht mitten in der Stube und sieht sich verdonnert um. Du mußt wissen, weil es eben zur Ge schichte gehört: ich bin nicht sehr kom fortabel eingerichtet. — Ob er richtig sei, beim Major Eduard Kronnis? — Ja, sage ich, da sei er, und überlege gerade, welcher Gläu biger mir den Burschen auf den Leib schickt. — Er heiße Rudolf Präger. — Sagte mir nichts der Name. Was er denn hier wolle? — Nun — er setzt sich verschüchtert hin und weiß nicht recht, was er sagen soll, schließlich geht es — bedanken wolle er sich. — Bedanken, wofür? — Wegen der Friedl. Das könne man gar nicht sagen, was ich der Friedl Gutes getan hätte; wenn ich nicht gewesen wäre, läge die Friedl heute unter der Erde. — Nun wußte ich ja, mit wem ich es zu tun hatte. Das war der Einbrecher — der Kassenrudi. Der Mann hatte den Weg gemächt, um mir zu danken, und da dachte ich, er verdient einen Stuhl und eine Zigarette. Er war die Verlegenheit in Person. Zu Mittag hatte man ihn nach neun Monaten eben freigelassen; da war er ins Spital zur Friedl, und jetzt wäre er da.— Ich meinte, er solle die Friedl bei seinen — na, Berufssachen aus dem Spiel lassen. Er ver schwor sich, daß sie unschuldig sei, die Friedl. Er hielt mich zehn Minuten auf, und dann diktierte ich weiter.“ „Der Kassenrudi ist einer von der ganz ge fährlichen Sorte“, bemerkte der Kommissär. „Wenn man mit dem zu tun hat, entsichert man die Pistole.“ „Das sind deine Erfahrungen mit ihm. Jetzt die meinen! Heute morgen kommt der Geldbriefträger und bringt eine Postanweisung auf tausend Mark. — Der Name des Ab senders war unleserlich. Am Abend kam mein