Einige Tage später jedoch wurde das Warenhaus ersucht, die Teppiche wieder abholen zu lassen, sie seien doch nicht das, was man gesucht habe. Und prompt wurde dem Wunsche entsprochen. Mit Hüten, Kleidern und Schuhen war es ähnlich. Man ging zu einer Hochzeit oder war in die Oper eingeladen: das Warenhaus lieh die nötigen Toiletten. „Ich habe es erlebt", erzählte Frau G., gewesene Leiterin der Seidenabteilung, eine 79jährige Dame, . . . „daß Frauen herrliche Kleider Zurückgaben, an denen man deutlich merken konnte, daß sie getragen worden waren. Selbstverständlich wurde das sofort beanstandet. Aber da mußte man die Empörung sehen: ,Ich soll diese Toilette getragen haben? Aber das ist ja der hellste Wahnsinn! Ich schwöre Ihnen, daß ich das Kleid nicht am Körper gehabt habe. Wie? Diese Falte? Das muß im Karton geschehen sein. Dieser Fleck? Wo sehen Sie einen Fleck? Ein wenig Staub, weiter nichts, Sie brauchen nur einmal mit der Bürste darüber« zufahren und er ist weg.'' Des Debattierens müde, erstattet man das Geld zurück. Nachdem sich die Käuferin entfernt hat, untersucht man das Kleid näher und entdeckt eine grob vernähte Naht oder durchgeschwitzte Stellen. Einmal hat man auch in der Tasche einer Jacke eine Fahrkarte und Brotkrumen gefunden. Andere schlaue Frauen wieder ließen sich ein Modell, das ihnen besonders gefallen hatte, nach Hause schicken. Zu Hause nahmen sie sich den genauen Schnitt ab und schickten das Kleid seelenruhig wieder zurück. Alle diese kleinen Betrügereien kosteten die Warenhäuser schweres Geld, nicht nur der Transportspesen und der verlorenen Zeit wegen, sondern hauptsächlich, weil eine derart durch Hände gegangene Ware nur mehr im Ausverkauf anbring« lieh war. Der Krieg mit seinen Sparmaßnahmen hat auch mit dem Retournieren der Waren ein Ende gemacht, zumindest in dieser großzügigen Form. PILLEN Unter ,,Jenseits von Gut und Böse " verstehen die meisten Menschen nur immer ,,Jenseits von Gut“. Beten heißt hei manchen Menschen den liehen Gott gegen seine Mitmenschen auf hetzen. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Verstellung. Jeder hat mal ein Glück gehabt, das er nicht verdiente. Frauenrechte? Warum nicht? — Aber auch rechte Frauen! Bei manchem bedeutet Mut nicht mehr als Mangel an Phantasie. Der Wechsel der Mode ist die Steuer, welche die Betriebsamkeit der Schaffenden der Fitelkeit der reichen Besitzenden auferlegt. ArthunHeinz Fehmann 564