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einanderfolgender Ereignisse verlangt. Aber das, was er in diesem Buch er strebt, muß im nächsten Werk weniger zu bemerken sein: dann wird es von selbst zu einer einheitlichen großen Komposition werden. Hans Rothe Egon Caesar Conte Corti, Der Zauberer von Homburg und Monte Carlo. Insel-Verlag, Leipzig. Dieses Buch ■— das Leben der Zwillingsbrüder Blanc, im Grunde aber nur des einen von ihnen, Francois, schildernd, der nach der Begründung Homburgs die Goldhölle Monte Carlo aus dem Boden zauberte — ist auf seine Art ein Schlüssel zum 19. Jahrhundert, unentbehrlich für den künftigen Jakob Burck- hardt, der jene Blüte- und Sterbezeit des Kapitalismus als ein verlorenes Paradies heraufbeschwören wird. Fran?ois Blanc ist der 350 Seiten nicht mehr und nicht weniger wert als ein Bata, Kreuger, Nobel. Aber seine Figur war nicht so interessant wie seine Funktion: der geheime Direktor und Nutznießer der Galabühne gewesen zu sein, auf der die gute Gesellschaft Europas, gleichsam unter wolkenlosem Himmel und fern jeder Ahnung vom Weltuntergang, ihr leichtfertiges, doch von Wichtigkeiten behangenes Maskenspiel trieb. Hinter dieser Bühne stand als Sinn und Symbol eine riesenhafte Null. Das Zero der Roulettetische, auf das, zum Gewinn des Spielveranstalters, aller Glanz und alles Wagnis in den Spielsälen glatt ausging. Blanc hat eigentlich erst diese einzige und alleinherrschende Null geschaffen. Vor ihm waren es zwei Nullen, um die sich als Achsen das Spielerglück drehte. Da war den Spielern die Un- ausweichüchkeit ihrer Verluste zu durchsichtig. Blanc aber war ein Künstler im erschleiem, im prunkschillemden Undurchsichtigmachen solcher Tat bestände. Er zauberte Märchenlandschaften um die eine, gewinnbringende Null herum, ja er durfte seinen Weg zu deren Fruktifizierung sogar produktiv nennen, da im Verein damit Bäder, Heilquellen, Nutzanlagen und Wohlfahrts einrichtungen aus dem Boden schossen. In der Kasse dieses Ringelspiels frei lich saß der leibhaftige Teufel: er, Monsieur Blanc. Das ist im Rückblick so, als ob ein Oberkellner oder Hoteldirektor die Welt erschaffen hätte, auf der Kaiser und Könige agierten. Liegt darin nicht fast das Geheimnis des 19. Jahr hunderts ? Es war ja auch im großen Sinn ein Zeitalter der Hasardeure. Louis Napoleon, Bismarck, Maximilian, Garibaldi — jeder auf seine Art ein Roulette spieler und als Partner Monsieur Blancs durchaus denkbar. — Was hätte übrigens dessen Stammkunde Dostojewskij, der zehn Jahre lang alles Geld nach Homburg trug und sich an den Rand des Selbstmords hinhasardierte, dazu gesagt, wenn ihm dieses Buch zu Gesicht hätte kommen können ? Er hätte sich tief der Einsicht geschämt, daß er nichts als eine Ziffer im Budget des Herrn Blanc war. Doch noch tiefer vermutlich darüber, daß diese Ziffer gar nicht notiert wurde. Bettlertragödie des Dichters, der sich an der Welt verblutet, die er erst lebend gemacht hat: in dem Direktionsbuch des Kasinos von Homburg, worin zur Kontrolle von der Gründung bis zur Sperre der Bank die Gewinne und Terluste der Spieler eingetragen sind, kommt der Name Dostojewskij gar nicht vor. So unbeträchtlich waren die Einsätze des Mannes, der den „Spieler" schrieb ... A. K. Arthur Seylarth, Bad Köstritz 88 (Thüringen) • Gegr.1864 Salon-, Wach-, Schutz-, Polizei- und Jagdhunde. Versand nach allen Weltteilen. Illustriertes Prachtalbum mit Preisverzeichnis und Beschreibung der Rassen M 2.—. Erste deutsche Illustrierter Katalog mit Preisliste M 1.— (in Marken) Zuchtanstalt und Handlung Rassehunde-