Für die Auferweckung des Lateinischen Von Hilaire Belloc Wir stellen diese Anregung zur Diskussion. D. Qu. TZpine kräftige Bewegung zur Wiederbelebung des Lateinischen im allgemeinen Umgang ist mir stets als eine derjenigen Reaktionen erschienen, ohne die es uns nicht möglich sein wird, die Einheit der christlichen Welt neu auf zubauen. Je länger wir diesen Versuch hinausschieben, desto schwieriger wird er werden; denn noch ist es kaum zweihundert Jahre her, seit das La teinische das Medium für die Verständigung der Europäer über ernste Dinge war, und vor dreihundert Jahren war Latein ein unumgängliches Hilfsmittel bei der Diskussion der für sämtliche Nationen gemeinsamen Themen. Nicht früher als um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts wurde es als Sprache der Diplomatie durch das Französische ersetzt; noch lange Zeit nachher war es in Osteuropa, in Ungarn, Polen und den unteren Donauländern in allge meinem Gebrauch. Sogar während des "Weltkrieges ist eine bedeutende diplo matische Rede in lateinischer Sprache gehalten worden, als die Bulgaren ihr Schicksal mit dem des Deutschen Reiches verbanden. Das Problem stellt sich uns folgendermaßen dar: Wir haben eine gemein same Zivilisation, die zwar durch den religiösen Umsturz, „Reformation“ genannt, stark erschüttert wurde, aber doch in der Hauptsache noch immer einheitlich ist. Diese Zivilisation hieß einst „Christenheit“ und wird jetzt manchmal unklar „Kultur der weißen Rasse“ oder genauer „Europa“ genannt. Auf jeden Fall gibt es eine unverkennbare Gemeinsamkeit, die trotz einer ungesunden sozialen Zersplitterung doch in wesentlichen Teilen von der alten christlichen Kultur abstammt. Kleidung, Lebensweise, hauptsächliche An schauungen, das alles verbindet die europäischen Völker auch heute noch. Der Gedankenaustausch zwischen den verschiedenen Teilen dieser Einheit wird aber in grotesker Weise durch die tiefen Verschiedenheiten der Idiome unterbunden. Die diversen nationalen Sprachen sind nun gerade deshalb so weit auseinandergewachsen, weil es früher ein gemeinsames Medium gegeben hatte, und weil es deshalb die Einheit nicht zu bedrohen schien, wenn die Landessprachen sich frei entwickelten. Das Lateinische war eben die gemein same Sprache und das Band zwischen allen Menschen europäischer Herkunft. Wie notwendig eine gemeinsame Sprache ist, erhellt aus den phantastischen \ ersuchen, eine solche künstlich zu schaffen. Es gibt hier und dort Enthusiasten für das Rotwelsch „Esperanto“, das einer menschlichen Sprache ebenso ähnelt, wie ein Zusammenlegspiel einem menschlichen Gesicht. Diese Enthusiasten haben offenbar noch nie davon auch nur gehört, daß für Jahrhunderte das Lateinische die gemeinsame lebende Sprache unserer Rasse gewesen ist. Es beschloß in sieh die Hälfte unserer größten Literatur, alle unsere Traditionen,