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Saß, fie fei ohne weiteres echt unb beutfcf), fofern fie meifterbaft ift. ®enn eä fann ja tein Äünftler ein ‘SCReifter werben, ebne tief unb feft im 93oben feines CanbeS ju wurzeln, ebne bte Cuft feiner Umwelt ju atmen. ®aS echte ®alent ift bobenftänbig ober eS ift überhaupt niebt. £lnter ben ^fianjen finb bie ftärfften unb fdjönften 3nbiöibuen ja aueb bie, bie ben 93oben, Worauf fte fteben, am begierigften auSnußen. ®ie Schwierig» leif liegt in ber ffrage, Woran beim nun ber neue SOteifter erfannt werbe, Welche fform ben Swigfeitsjug habe, welche RBerfe einft tlafftfcb heißen würben. “Bor ffämftwerfen ber ©egenwart wirb einem bie < 2ßertung nicht abgenommen wie bei ben fchon hiftorifch geworbenen füteifterwerfen; jeber mufj felbftherrüch urteilen, auf bie ©efahr hin, fchläugreifen. Stier ift ber Streif barum am heftigften, hier fteben ROörter wie feßön unb häßlich/ ü>ie gut unb fdtledtt für QBeltanfcftauungen ba. Bßcr ben Sltrgeiä hat, »or £?unftwerfen enbgülfige Urteile ber ©efeftidtte üorweg» junehmen, wirb ju Srgebtüßen nur fommen, wenn er ohne »orgefafjte fforberungen oor bie Stunftwerfe tritt, fich gefwtfam ju einem 9\efonafor ber oom Bßerf auSgeltenben Schwingungen macht unb fein Qluge ftrenger Sucht unterwirft: Wenn er juerff fehen lernt. RBer eine feine Sunge hat, bem fagt fte, ob eine Speife auS gutem “fOtaterial gut jubereifet ift, fie urteilt unbewußt aber unfehlbar über bie Qualität, Sbenfo urteilt ein begabtes‘•Zluge, junächft ohne ©ebanfenaffojiationen, über bie Qualität ber 'Jornt. ©ebanfengänge unb Stnpßnbungcn poetifeber Rlrt fcfjließen fich erft an, Wenn auch unmittelbar. ®aS Rluge entfeheibet primär, ob eine Äunftform echt, erborgt ober er» logen ift; nach biefer Sntfcfteibung erft ftrömen bie ©ebanten ber echten fform ju, ober fte wenben fich angewibert öon ber falfchen ab. Scfttheit ber fform läßt fich nicht beweifen, fie läßt ftcf> nur entpßnben. Sie ift barum nicht Weniger wirtlich- Sagen laffen ftcE> nur ®inge, bie mehr negattber “2lrf finb. Sagen läßt fich, gum “Bcifpiet, baß eS jWedloS ift, bem Zünftler beftimtnfe ©egen» ftänbe unb 9Jtotibc ju empfehlen. 3n jebem guten Sfunftwerf finb Stoff unb fjorm untrennbar berbunben. Sine 3eit, bie ihren Talenten beftintmte Stilformen aufnötigt, Weift auch auf bie bajugelwrenben Stoffe. QBaö bie fommenben SCReifter — wenn welche crfcheinen foltfcn — im Sinne gefefnehttiefaer fRotWenbigfeit malen müffen, tonnen wir nicht wiffen. 3>bang Wäre bergeblich. fRiemanb fann einen Q3ogel jwingeit ju fingen ober in einer beftimmten Rßeife ju fingen. Sin Stil fann nicht befretiert werben. “Befragen Wir bie ©efeftidtte, WaS mit jenen Zünftlern würbe, bie ßeft abftcfttSöoll unb eben barum unfünftlerifcf) um baS Nationale ber Äunft bemüht haben. ®ie £Ra» jarener finb bei folchem Bemühen nirgenbS über eine jWar bomehme, aber efleftifch gewonnene, blaffe unb blutleere fjorm ftinauSgefommett. ®ie Stiftorien» unb ©enre» maler haben ben baterlänbifchen ober moralifterenben Cebensftoff wichtiger genommen als bie fform unb finb barum einem platten “fRealiSmuS berfallen. £lnb bei ben ®eutfch= “fRömertt überwiegt baS eble “JBollen bei weitem baS können; fie haben ihr SOfonu» mcntalprogramm nur in wenigen fünften ju öerwirflidten oermodtt. ®ie mobernen Bteifter bagegen: ©ottfricb Schabow, Q3Icc£>en, “fRetftel, Bfettjel, Ceibl unb fiiebertnann jum Beifpiel, haben nie gefragt, ob ihre Stunft genügenb beutfeh fei. ®a fie gute itünffler Waren, mußten fie folgerichtig auch gute ®eutfche fein. Sä ift falfd) unb irreführenb, ber Äunft ju fagen: bu follff, bu mußt! 9Jtan tut am heften, bie Bteiffer unter fich bie gefd>id}tlid)e Sntwicflung auSntachen xu laffen. Rluch follfe feine Spoche herrifd) forbern: wir wollen eine ffutift haben, fo bebeutenb wie nur jemals eine anbere 3eit ftc hatte. Caßf unS gcbulbig ber neuen “fDtafter harren, bis ßc nach utterfennbaren “fRatfcftlüßen ber ©efeftidtte erfdteinen. Bereit fehl ift alles. SRidtt in ffaulheit unb ©Ieid)gülfigfcif, fonbern tätig, im eigenen RlrbeitSgebief Bor» bilblicfteö erftrebenb, unb Iwffenb, baß ber eigenen tüchtigen Ceiffuttg einft bebeutenbe ßetftungen ber Ä’unft antworten, wie bie “Blüte ber Rlusfaaf folgt. 400