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Käte Wilczynski neben der Karabinierikaserne aufgeschlagen, und eine endlose Menge be grüßte mit Freudengeschrei das Abbrennen des Feuerwerks, dem lärmende Kanonenschläge die Interpunktion gaben; das Schauspiel krönte das Ab brennen der Hauptgirandole, die lange und farbenfreudig brannte, mit dem Namen Marias in der Mitte; das rührte die Menge und erinnerte sie nach aller Lustbarkeit, Trunk und Anstrengung des Tages wieder an die religiöse Be deutung des Festes. Dann wurde der Platz wieder finster, und wir kehrten zu Fuß zu Gaianis zurück, über das Gesehene plaudernd. Am nächsten Tage kehrten wir nach Dovia zurück, des gleichen Wegs, den wir gekommen waren, ein wenig müde, und erzählten unsern Freunden Donato Amadori della Puntirola, Romualdo Valzania, dem Campanino (der schon tot ist) und anderen die Begebenheiten des Festes. Arnaldo und ich schliefen damals im gleichen Zimmer, im gleichen, von meinem Vater zusammengebauten Eisenbett, ohne Matratze auf einem Stroh sack voll Maisstrohs. Unsere Wohnung bestand aus zwei Zimmern im zweiten Stock des Palazzo Varano, und um hineinzukommen, mußte man durch ein drittes Zimmer gehen, in dem Schule gehalten wurde. Unser Zimmer diente gleichzeitig auch als Küche. Neben unserm Bett stand ein Schrank von röt lichem Holz, in dem unsere Kleider hingen; gegenüber stand ein gebogenes Bücherbrett voll alter Bücher und Zeitungen. Arnaldo und ich blätterten darin; hier lasen wir die ersten Gedichte, die ersten illustrierten Zeitschriften, wie die „Epoca“, die damals in Genua herauskam, und unter diesen Heften machte ich eines Tages einen Fund, der mich mit Neugier, Verwunderung und Rührung erfüllte: ich fand die Liebesbriefe, die mein Vater an meine Mutter geschrieben hatte. Ich habe einige davon gelesen. Gegenüber unserm Bett war das Fenster; dort blickten wir auf den Rabbi, die Hügel und den Mond, wie er hinter Fiordinano heraufstieg. Auf der ändern Seite des Betts stand der Backtrog für das Brot, und ein wenig bei seite war der Herd, in dem selten Feuer brannte. In dem ändern Zimmer schliefen mein Vater, meine Mutter und Hedwig. Das Mobilar bestand aus einer Truhe und einem großen Schrank aus weißem Holz, auf dem neun Rollen Wäscheleinwand paradierten, der eifersüchtig gehütete Stolz meiner Mutter. Mitten im Zimmer ein Tisch, an dem ich arbeitete. An diesem Tisch habe ich mir später meine erste allgemeine Bildung erworben, die sich von 395