Ottmar Starke Das Ende der Schottenwitze Es wäre auch ganz absurd, wenn es anders wäre. Warum sollte ein bestimmtes Maß an organisatorischer Kraft und psychologischem Scharfblick, das gewöhnlich für Dramatik oder Vernunftkritik verwendet wird, plötzlich versagen, wenn es auf Handel oder Politik angewendet werden soll? Der Feldherr, der Dramatiker, der Erfinder und der Kaufmann haben im Grunde dasselbe Thema. Es hat keinen Sinn, zwischen der Tätigkeit eines Napoleon und eines Shakespeare einen essentiellen Unterschied zu machen. Aber lassen wir die Heroen und wenden wir uns zu den kleinen Wirkungs kreisen. Es ist klar, daß auch hier Idealismus etwas Aktives ist. Ein Schwätzer oder Träumer ist niemals ein Idealist, sondern ein Schwächling und Schwach kopf. Es ist ein gleich niedriges Schauspiel, wenn geistlose und ordinäre Menschen mit ihrem „Realismus“ großtun, und wenn unfähige und schlappe Naturen sich als „Idealisten“ aufspielen. Und es ist nur gerecht, wenn ein solcher Realist der Verachtung und ein solcher Idealist der Lächerlichkeit verfällt. Der echte Idealismus ist nichts Weltfremdes und Abstraktes; er blickt nicht verächtlich und selbstgefällig aus unnahbaren Gedankenhöhen auf die gemeine Welt der Wirklichkeiten, sondern er hat einen unwiderstehlichen Zug zum Wirken und Handeln. Der echte Idealist hat einen wahren Paroxysmus, seine Ideen durch zusetzen. Nur der falsche Idealismus des Verkümmerten rächt sich an der Realität, mit der er nicht fertig wurde, durch dunkle und geringschätzige Reden. Einen einzigen Fall allerdings müssen wir gerechterweise ausnehmen. Es gibt in der Tat einige wenige Menschen, die wirklich mit dem realen Leben nichts anzu- 381