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die Künstler .haben endlich ihr Klub haus. Seit Jahrzehnten ging die Klage, daß in Hamburg ein Treffpunkt aller Künstler fehle. Maler verkehrten nur mit Malern, Schriftsteller nur mit Schriftstellern, Schauspieler mit Schau spielern. Das ist auf einmal anders ge worden. Jahrelang hat der Klub ge plant, aber man hatte keine Räume, kein Geld und vor allem keinen Mut. Da nahm der Maler Ivo Hauptmann, Gerharts ältester Sohn, die Sache in die Hand. Der Kunstverein stellte den Keller seines neuen, eines vom Architek ten Karl Schneider umgebauten Privat hauses in der Neuen Rabenstraße zur Verfügung. Dieser Keller enthielt Schutt, unbrauchbar gewordene Wasch küche und nochmals Schutt. Der Maler Paul Mechlen räumte mit zwei Maurerarbeitsleuten den Schutt weg, nahm einen Pfeiler heraus. Ein paar Bretter, ein paar Töpfe Farbe, zwei Beleuchtungskörper . . . alles zu sammen hat nicht ganz 200 Mark ge kostet. Eng, aber gemütlich sitzen nun allabendlich, oft schon nachmittags, Maler mit Schriftstellern, Schauspielern, Architekten und Kunstfreunden. Man hat es nicht für möglich gehalten. Bei der Eröffnung sagte Ivo Hauptmann: „Die großen Maler Frankreichs, Manet, Monet, Renoir, Cezanne, der vergange nen Generation haben sich in einem kleinen Cafe in Paris mit ihren Freun den, unter denen Zola und George Moore waren, über die Möglichkeiten der Erneuerung der Malerei unterhalten, und von dort aus ist die Natur, das Licht, die Sonne, die Farbe in die Malerei, in die europäische Kunst von neuem eingezogen.“ Der Vergleich zwischen damals und heute, zwischen Paris und Hamburg, blieb im übrigen unausgesprochen, und so war er treffend. Man diskutiert hier oft bis in die Nacht hinein, nicht um Unwichtiges. Die neue Hamburgensie ist echt, weniger repräsentativ als lebensfähig. Oswald Pander