Alice Forstmann Spanische Erotik Von Mäximo Jose Kahn I n einem der schmutzigsten und verstecktesten Häuserknäuel der Innen stadt von Toledo findet sich eine kleine Straße von unzüchtigem Ruf und gekrümmtem Verlauf, schwarzes Schaf der Sünde und des weltlichen Wahns.“ Diese savonarolahaften Worte prägt Felix Urabayen in seinen „Estampas Tole- danas“ für die Calle Plegadero, und zwar nicht — dieses eine Mal nehme man meine Bescheidenheit für echt hin — weil der Chronist dort seit sieben Jahren in einem antiken Gartenhaus wohnt, sondern weil in einem Winkel der Straße eine Casa de cita steht. Die Casa de cita ist von Natur noch kein Freudenhaus; erst durch den Eifer und viel guten Willen ihrer Kundschaft kann sie dazu gemacht werden. Sie dient dem barmherzigen Zweck, umherirrenden Liebenden fachmännisches Obdach zu gewähren. Eine Duena und ihre Criada machen das gesamte Personal aus, welches — außer an hohen Feiertagen — sich aktiv nicht betätigt. Sind es der umherirrenden Liebenden statt zweier nur einer, so vermittelt die Kapitänin der Casa de cita die Paarung. So, wie im Direktionszimmer einer Fabrik für Wanzen- vertilgungsmittel in goldenen Rahmen Anerkennungsschreiben aus allen Ländern aushängen, in denen unglückliche Menschen zu neuem Glück erwachten, weist die Kapitänin Annoncen von Notschreien vor, die sich unter ihren wissenden Händen zum Glucksen der Erfüllung wandelten: „Würde schöne Senorita unter stützen, die am Körper stark behaart ist; Angebote ohne diese Bedingung unnütz.“ — „Seriöse Senora, wohlgestaltet, zierlich, sich in bedrängter Lage be findend, sucht geistige Hilfe von älterem, wohlhabendem Herrn.“ — „Galante Erzählungen Ramsell, höchst suggestiv, kühnste Situationen in korrekten Aus drücken geschildert.“ — „Die berühmte Marsha und ihre wunderbaren Kräfte 753