die Allüre meiner Schönen", scheint er zu sagen, „diese Allüre einer Frau, der man wohl ansieht, daß es für sie nur eine Mission gibt: die, sich hinzugeben." Die wahrsten Brüste der Kunst sind die von Tintorettos Geliebter im Prado, diese BernsteimBrüste, die kupfern geworden sind vom Geruch des Firnis und vom Eifer der lackierenden Pinsel. Unter der Sonne Madrids sind diese Brüste im Lauf der Jahre gereift, sind schöner geworden, haben den weltverlorenen Optimismus der Morgenstunden in sich gesogen, mit dem das Museum täglich seine Tore auftut. Sie sind bis zum Rand von diesem lauen und gezuckerten Frühlicht erfüllt. Und die Brüste von Veroneses „Eitelkeit"! Was die Brüste des Rubens betrifft, so scheinen sie weniger echt, haben nicht das stattliche Aussehen von Brüsten, die bei aller Üppigkeit herb sind. Die des Rubens sind QuabbebBrüste, zu weiß und zu kautschukartig, zu knorpellos. Nur die Gebärde dieser Frauen ist gut, vor allem die Gebärde der Frau mit den gekreuzten Armen, die ihre Brüste auf einem kleinen Thron placiert hat, den sie mit diesen gekreuzten Armen errichtet. Die des Goya sind elegant und diskret. Jede elegante Frau kann sich rühmen, Brüste ä la Goya zu haben; es sind Brüste, die heute Patou bekleidet. Die des Velasquez sind hart und ein bißchen zu plump. Die des Watteau sind Jo» hannis<Äpfelchen. Die desGreco sind Zacken, umgekehrte Triangeln, von Messern zerschlitzte Brüste. Die des Teniers sind rosa Kürbisse. Die Brüste der Kunst brin» gen es trotz ihren Listen zu nichts. Sie sind ohnmächtig. Die wirklichen Brüste sind voller Zartheit: die Malerei nutzt ihnen nichts. Sie müssen weich sein: die Bildhauerei nutzt ihnen nichts. Sie müssen lebendig sein: keine imitative Kunst hat etwas mit ihnen zu schaffen, und fände sie auch, um sie nachzubilden, den de» likatesten Apfel oder den feinsten Schwamm! (Deutsch von Cynl Malo) 752