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Erfolg bei Frauen Von Gottfried Litor A lle Menschen sind sich darüber einig, daß es nichts Schmerzvolleres gibt als zu lieben, und nichts Schöneres, als geliebt zu werden. Wenn das Lieben auch eine Kunst ist, so ist sie doch leichter zu lernen als das Geliebtwerden. Früher glaubte man, man könne eine Frau mit Geld oder Gewalt gefügig machen. Aber schon genügend Filme haben das Thema abgeleiert, daß eine Frau nur nach eigener Wahl ihr Herz verschenkt und Bestie ist, wenn sie nicht liebt. Mancher Unglück» liehe Mann hat schon darüber verzweifelt nachgedacht, warum eine Frau zu einem anderen hingebungsvoll und zu ihm grausam ist. Wieso gibt es Männer, denen mit größter Leichtigkeit das zufällt, was ein anderer vergeblich ersehnt? Haben diese eine geheimnisvolle Kraft, oder sind sie nur klüger? Ein großer Teil des Mißerfolgs bei Frauen kommt daher, daß sich Männer um Frauen bemühen, die gar nicht für sie in Betracht kommen. Der richtige Don Juan attackiert nur eine Frau, bei der er weiß, daß er für sie bestimmt ist. Die Zahl der Frauen, für die er bestimmt ist, hängt von der Tüchtigkeit ab, mit der er sich zu verwandeln weiß. Die meisten Männer bieten sich aber einer Frau an wie ein Opernsänger einem Schauspielhaus. Man darf nicht glauben, daß man so unwiderstehlich ist, auf alle Kategorien von Frauen zu wirken. Man weiß, daß die Anziehung der Geschlechter jener der elektrischen Pole gleicht. Kultivierte geistige Männer sind passiv, kultivierte intelligente Frauen aktiv in ihrem Temperament, folglich passen sie zueinander. Dumme und primitive Männer sind aktiv, dumme derbe Frauen passiv, also gehören sie zusammen. Das ist aber auch nur eine der vielen Wahrheiten über die Liebe, die in der Praxis meistens falsch sind. Eine Wahrheit über die Liebe ist ebenso falsch wie eine Theorie oder Be» rechnung. Denn wenn man annimmt, daß auf 100 Männer 120 Frauen in des Wortes wunschgemäßer Bedeutung fallen; daß die Heirats»Chancen für Mädchen schlecht, die Ehefessel für Frauen gelockert sind; ein Heer geschiedener Frauen auf den seltenen und geschätzten Mann w'artet und die Moral nicht gerade streng ist: braucht man sich scheinbar nicht anzustrengen, um Erfolg bei Frauen zu haben. Aber Frauen verrechnen sich gern und vergessen allzu rasch, wenn sie mit einem Mann alleine sind, daß sie sich in der Minderzahl befinden. Auch muß es nicht gerade so sein, daß jeder Mann von dem Frauenüberschuß sein Teil als erotische Draufgabe erhält. Denn wenn man bedenkt, daß die Männer von 1 j bis 6 j Jahren Frauen zwischen 1 j und 4J lieben wollen, treten die Frauen, um die 20 Jahre kürzere Dienstzeit, dermaßen in die Minderheit, daß von den 120 Frauen nur mehr 72 für die 100 Männer übrigbleiben. Wenn man dieses pessimistische Resultat noch durch eine Wahrscheinlichkeitsrechnung korrigiert, die die Poltheorie zur Grundlage hat, daß sich nur Menschen mit entgegengesetzten Komponenten lieben, ist es nicht