Zwei-dimensionale Erzählung Von J ulo Fehr D iese Geschichte, die sich in den nachgelassenen Papieren meines Großvaters fand . . begann der alte Herr, mit geschickter, schneller Bewegung einen kleinen Schnurrbart — a l’anglais! — aus seiner Tasche nehmend und ihn sich anverleibend. — Als Lautregulator! wie sein herbeieilender Sohn noch recht» zeitig bemerken konnte. „Diese Geschichte fand sich in den nachgelassenen Papieren meines Groß» vaters . . .", sprach der alte Herr, dabei besorgt nach den Falten der Portiere spähend. Augen» scheinlich um der Unliebsamkeit des unver» muteten Anblicks eines möglicherweise zwi» sehen den Vorhängen Hervortretenden nicht unvorbereitet ausgesetzt zu sein. „Diese Geschichte fand sich in den nach» gelassenen Papieren meines Großvaters ..." Irgendwie schien die Anordnung der Draperien das Mißtrauen des alten Herrn noch wach» zuhalten. Nach einigem Zögern, das un< zweifelhaft feinen Takt den Zuhörern — ihrer Geduld! — gegenüber bewies, hielt es der alte Herr doch angebracht, ein sorgfältig zusammengefaltetes Taschentuch in vollende» tem Kricketwurf gegen das Fensterkreuz zu werfen. Dann, sichtlich befriedigt, fand er wieder zu seinem Beginn zurück: „Diese Ge» schichte fand sich in den nachgelassenen Pa» pieren meines Großvaters ..." Einen gänzlich unfemininen rustikal aufklingenden Nies» anfall quittierte er mit vollendet weit» männischem Anstand durch eine diskret dar» gebotene Unterbrechung. Er griff behutsam den Faden seiner Erzählung wieder auf: „Diese Geschichte, die sich in den nachgelassenen Papieren meines Großvaters fand ..." Inzwischen waren einige von mir im Augenblick frei erfundene Gäste auf» getaucht, die zu schildern sich erübrigt, da ich vorhabe, sie über kurz wieder aus der Nähe des alten Herrn für immer verschwinden zu lassen. Ein Umstand, von dem dieser freilich nicht unterrichtet sein konnte, so daß ihn seine ansprechende Rudolf Grossmann 171