Lilja Busse Papachen Litwinow Von S. Dmitrij ew skij Lj' r ‘ st Mute fünfundfünfzig Jahre alt. Hinter ihm liegt ein langes, meist illegal -L/verbrachtes Leben. Vor ihm — die Ungewißheit. Die Gegenwart aber ist so, wie er sie sich niemals hätte träumen lassen. Mit zweiundzwanzig Jahren — heißt es in seiner Biographie — begann er, sich mit der Revolutionspropaganda in Arbeiterzirkeln zu beschäftigen. Wurde ver. haftet. Es drohte ihm die Verbannung nach Ostsibirien. Aber er floh mit neun anderen Kameraden aus dem Kiewer Gefängnis ins Ausland. Man sagt, daß der Plan zu dieser gewagten Flucht von ihm selbst ausgearbeitet und nur dank seiner Geistesgegenwart und Kühnheit ausgeführt worden sei. Er kam später zweimal illegal nach Rußland, leistete geheime Wühlarbeit, wurde aber kein einziges Mal verhaftet. Seme Fähigkeit, die schwierigsten Situationen mit ruhigem Gesicht zu meistern, hat ihn nie verlassen. Damals, als er seinen geschmeidigen, muskulösen Körper über die Gefängnis* mauer schwang, sah er anders aus als jetzt. Auf einer seiner frühen Fotografien erblickt man ein Gesicht, mit breiter, gewölbter Stirn, in dem viel jugendliche Ver. wegenheit ausgeprägt ist. Aber Jahre sind seitdem vergangen. Der einst elastische Körper wurde fett. Wenn er heute in einem Sessel sitzt oder sich in den weichen Kissen des Autos wiegt, so scheint es, als habe er überhaupt keinen Leib aus Muskeln und Knochen, als sei in die weiten Falten der Kleidung nur eine formlose nachgiebige Teigmasse gegossen. Aus dem gleichen Stoff ist das Gesicht modelliert, es ist verquollen und aufgedunsen, die MundwinkeLhängen, wie bei einer mür< 157