Von werten Löwen und lüsternen Papageien — — Briefe an Tiergärten und Schausteller Von Martin Proskauer underttausende spazieren alljährlich als Besucher durch die zoologischen Gärten und durch die Gassen der Zir kusse und Tierschauen. Stets werden einige darunter sein, die etwas zu bemängeln finden — aus echter oder unechter Tier liebe, aus Besserwissen oder aus unverbesserlichem Querulantentum — was dann in einem ,Brief an die Direktion“ seinen Niederschlag findet. Die Archive der Zoos und Zirkusse enthalten eine Fülle von Material, in dem sich viel Komisches und Merkwürdiges findet. Folgender Brief, der nach der Handschrift von einer alten Dame stammt, wurde an das Geländer vor dem Löwenkäfig gebunden aufgefunden: Es ist nicht richtig, daß die Tiere im Raubtierhaus nur mit rohem Fleisch ge füttert werden. Die Raubtiere sind große Katzen, und alle Katzen sind Suppen esser. Ich halte mir seit über dreißig Jahren ständig Katzen, die immer ihr Süppchen bekommen, aber gar nicht gesalzen, was ihnen sehr gut schmeckt und bekommt. Ein sanftes Bild — der bengalische Königstiger, der sonst seine fünfzehn Pfund rohes Fleisch verschlingt, ein ungesalzenes Süppchen schlürfend! — Eine andere Dame schrieb eine Anklage über ungerechte Zustände im Affenhaus: Bei den Pavianen geht es ganz ungerecht zu. Der eine große Pavian hat vier Weibchen, während das niedliche schwächere Männchen kein Weibchen hat. Wenn dieses Männchen einmal ein Weibchen wegnehmen will, wird es von dem stärkeren Männchen sofort gebissen, meistens ins Kreuz. Ich erwarte, daß die Direktion aus Gründen der Menschlichkeit und Gerechtigkeit sofort Abhilfe schafft. Die Beobachtung der Schreiberin war richtig, doch gab es kein Mittel, um dem Affenpascha seine angeborenen Flaremsgelüste abzugewöhnen. Ein anderer Besucher wurde durch eine biologische Beobachtung am Löwen käfig in helle Empörung versetzt. Es muß vorangeschickt werden, daß Löwen, wie die meisten Höhlentiere, ihr eigenes Nest nicht gern beschmutzen und daher, wenn sie einmal — pardon — „müssen“, dies in einiger Entfernung erledigen. In dem engen Käfig geriet nun der Löwe an das Gitter und schaffte alles, was er nicht im Käfig haben wollte, auf natürlichem Wege heraus. Der Besucher schrieb: Da an die billigen Sontage ein trotsdem gutes Puhblikum in den Zoo geht mang die Tiere zu besichtigen, viele auch mit ihre Kinder welche was lernen sollen aber nich sowas. Busso Maldiow 4 * 407