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Midsy Maus Musik im Kino Von H. H. Stu ckenschmidt S tumm oder tönend, das ist auch hier die Frage. Ich zögere, sie als Musiker zu beantworten und neige ganz privatim der Ansicht zu, daß alle rein ästhetische Betrachtung in diesem Falle deplaciert ist. Eine technische Entwicklung, deren Folgen das alte Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ durch die handgreiflichere und unwiderlegliche Realität vielstelliger Warner-Brothers- Dividenden und aktiver Tobis-Jahresbilanzen entkräften, läßt sich auch von schwersten musischen Einwänden nicht hemmen. Und mag Charlie Chaplin, das einzig legitime Genie der Leinwand, mit seinem Plan, im Talkie einen Taub stummen zu mimen, die bissigste Kritik an der neuen Kunst- (Kunst? ja Kunst!) Form geübt haben, selbst seine autoritative Opposition wird mit der Zeit, wird von der Zeit überrannt werden. Ich bin ein leidenschaftlicher Kinoliebhaber, gelte bei meinen Freunden als dankbarstes Publikum, lasse mich gern zu Lachen und Tränen rühren. Dies vor ausgeschickt darf ich meine Antwort formulieren: von allen stummen Filmen finde ich 5 Prozent gut, von allen Tonfilmen 95 Prozent schlecht. * Was nun die Musik selbst betrifft, so halte ich ihre Zeit im Tonfilm noch nicht für gekommen. Solange nicht die Methoden der Klangaufnahme aus den Kinder-