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„Verfilmung“ Von Carl Zuckmayer enn ein Stück aufgeführt wird, liest man bis heute noch gewöhnlich auf dem Zettel einen einzigen Autorennamen, manchmal zwei, das ist schon be denklich, und wenn man von einem Autorenkollektiv hört oder liest, so weiß man klipp und klar, es ist ein schlechtes Stück, und braucht gar nicht erst hinzugehen. Beim Film ist es anders. Es gibt sogar berühmte Filme mit sechs bis acht Autoren, die alle namentlich aufgeführt werden, erstens, damit die Leute, die infolge großen Andrangs noch am Billettschalter stehen, nicht zu viel vom Anfang versäumen, zweitens um die Zahlungs- und Kreditfähigkeit der Firma zu erweisen, denn, sagt der gesunde Menschenverstand, dem nicht genug mißtraut werden kann, wer auf der Leinwand namentlich vorkommt, der ist kein kleiner Mann und wird ent sprechend bezahlt. Wir sitzen im Kino. Die Wochenschau ist vorüber. Ein Löwe reißt das Maul auf, eine Weltkugel rotiert, die Spannung steigt aufs höchste, nun, denkt man, gehts los. Stattdessen flammen in wechselnden Lettern Texte und Namen auf, deren geistesgeschichtliche Bedeutung außer Zweifel steht, ohne jedoch einen Menschen zu interessieren. „Was haben die alle mit dem Mann, auf den man fliegt, zu tun?“ fragt das Mädchen den Freund.