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Sieben Sätze Von Charlie Chaplin M an hat hunderte Male die Gesetzmäßigkeit des Films formuliert, seine Dramaturgie, seine Montageprinzipien, seine dynamischen Geheimnisse — aber das Zelluloidband ist ewig entfesselt wie der Niagara und spottet aller Theorien. Der elastische Streifen bäumt sich wild gegen die Gewöhnlichkeit auf, die er doch mit magnetischen Riesenkräften anzieht; wenn du nicht als von Grund auf neuer Mensch an jeden neuen Film herangehen kannst, ist es besser, daß du Beamter wirst. Den Regisseur kannst du täuschen, den Apparat nie. Der Film hat telepathische Ei genschaften. Stell dich grinsend vor das gläserne Auge und das Bild wird traurig, wenn deine Freude ge heuchelt war. Die Kamera fängt nur ein paar Quadratmeter Erde, aber sie muß immer auf unendlich einge stellt sein. Auch für den inneren Film gilt: komm ihm nicht mitoffenemFeuer zu nahe; du läufst ja auch im Leben nicht mit bren nendem Scheit herum. Denk daran, daß dir am Tage des jüngsten Ge richts alle deine Filme wieder vor geführt werden. Wilhelm Wagner A 3 * 31