Erich Ohser DIE MÄDCHEN VON DÜSSELDORF Von LUISE STRAUS-ERNST E ntsetzen und Verblüffung über die Mentalität eines Menschen, der Jahre hindurch Morde und rohe Überfälle an jungen Mädchen und Frauen verübte, haben zunächst eine zweite mindestens so interessante Frage in den Flintergrund gedrängt. Gewiß, es ist schon schwierig genug, dies zu beantworten: Was ist das für ein Mensch, der, im Grunde grob und phantasielos, an diesen scheußlichen Verbrechen Gefallen findet und so lange Zeit unentdeckt bleiben kann, bis ein Zufall, eine Dummheit, vermutlich ein Nachlassen innerer Kräfte ihn der Polizei ausliefert? Vielleicht werden die Psychiater hier manches zu klären wissen. Aber eine Frage von mindestens so großer Wichtigkeit, die die Psychiater nur indirekt angehen wird, ist diese: Was für Mädchen waren es denn eigentlich, denen dieser Mensch sich nähern konnte? Was für eine sonderbare Menschensorte läßt sich so ohne Umstände anreden, mitnehmen, umschmeicheln und mißhandeln? Flier öffnet sich der Blick auf eine Klasse von Frauen, um deren Seelen- und Liebesieben man sich wenig zu kümmern pflegt, weil es einfach und unergiebig 467