I Rudolf Großmann MARGINALIEN MATADORE DES NEUEN REICHSTAGS II. Drewitz, der Diktator vom Backtrog. Es gibt eine nette Anekdote von einem Operndirektor, auf dessen Bühne eine Sängerin als Gast auf Engage ment sang. Der Agent, der die Dame partout unterbringen wollte, saß mit dem Dichter in einer Loge, und es schien ihm an derZeit, eine zustimmende Aeußerung aus dem Direktor heraus zupressen. „Nun, Ihr Eindruck?“ Die Antwort lautete: „Sie ist keine gute Darstellerin, sie ist keine gute Sän gerin, sie ist eine gute Vierzigerin!“ Man tut dem M. d. R., Bäcker meister Hermann Drewitz, dem Vor sitzenden der Wirtschaftspartei, sicher lich nicht Unrecht, wenn man zuerst feststellt, daß er ein guter Vierziger ist; er repräsentiert die Generation des aufstrebenden Kleinbürgertums der Vor kriegszeit aufs vollkommenste. Seine politischen Qualitäten so treffend ein zuordnen, ist schon etwas schwieriger. Jedenfalls gibt es Kreise, grade im eigenen Lager, die Drewitz für stur halten, ihm die nötige Geschmeidigkeit des Politikers von Format absprechen und ihn als Mussolini in der Westen tasche bezeichnen, der die Partei usur pieren möchte, nicht um politische Ziele zu verwirklichen, sondern um seinem eigenen Geltungsstreben und brennen dem Ehrgeiz zu dienen. Wenn man als kühler Beobachter seine Blicke durch den Plenarsaal des 120