Eugen Croissant DER RHEINISCHE MENSCH Von HERBERT EULENBERG E r ist gar nicht so leicht zu umschreiben, der ripuarische Franke oder Ribuarier, wie man den Rheinländer zu jenen Zeiten nannte, da noch das alte Reich dieser Franken mit ihrer Hauptstadt Köln bestand. Man hat es schon oft versucht, diesen Menschenschlag auf eine Formel zu bringen. Sei es auf freundliche oder boshafte Art. Aber man hat meist nur den Schaum dieser Leute und nicht ihren Kern erfaßt. Wahr ist es wohl, daß der Rheinländer einen leichteren Sinn hat als die meisten anderen deutschen Stämme. „Da geht dir das Leben zu lieblich ein, da blüht dir zu freudig der Mut“, heißt es schon in dem bekannten Gedicht von Simrock, das den Fremden geradezu warnt, an den Rhein zu ziehen. „Allzu lieb lich“ ist freilich das Leben an diesem Strome heute nicht mehr. Und ist es wohl nie gewesen. Es heißt auch hier verflucht arbeiten, wenn man oben bleiben will. Und die ewige Sonntagsstimmung, die Vorüberreisende am Rhein und seinen Anwohnern bemerken wollen, ist nur die schimmernde Oberfläche, hinter der sich oft genug Sorgen verbergen. Jeder hat hier sein Kratzen, wie es in Köln heißt. Mag sein, daß man sich gern einmal etwas gehen läßt. „Küß do 93