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W. Thöny MARGINALIEN IM SPRECHZIMMER 1935 Von Frida von Moellendorfj Der Patient sitzt noch im Wartezimmer. Alles ist aus Glas, auch die Zeitschriften, die ein anmutiges, an Aeolsharfen erinnerndes Klingen beim Umblättem vernehmen lassen. Der Patient selbst ist derart Linie, daß man ihn erst bei sehr genauem Hinschauen ent deckt. Nach geraumer Zeit wird er von einer noch potenzierteren Ueberlinie ins Sprech zimmer gerufen. Arzt: Entschuldigen Sie, daß ich Sie so lange warten ließ. Ich bin gerade sehr beschäftigt mit einer Arbeit, die zwar nicht auf meinem direkten Gebiet liegt, mich aber doch sehr interessiert. Glas hat sich ja glücklich für alle Möbel durchgesetzt. Ich kann gar nicht sagen, wie sympathisch ich es empfinde, fast überall jetzt bei meinen Patienten den Eindruck zu haben, in Operationsräume zu kommen. Patient: Ieh bin ganz Ihrer Ansicht. Was gäbe es da aber überhaupt noch zu verbessern? Arzt: Diese Materie — natürlich wird sie alle Stunde abgesaugt — hat aber doch noch den Nachteil, daß sich überhaupt Mikroben auf ihr niederlassen können. Nun arbeite ich jetzt eine Erfindung aus, durch die bei der Herstellung dem Glas gleich Mikrobenabwehrstoffe zugeführt werden. Diese verursachen be ständig einen nur den Bakterien wahrnehmbaren Luftzug, der sie gar nicht zum Niederlassen kommen läßt. Außerdem ist dieser Stoff ganz von Giftgasen durch-