Volltext Seite (XML)
Schäfer-Ast MARGINALIEN Die Weltausstellung Barcelona 192g. Nach Sevilla: Barcelona. Das neue Spanien, das Spanien der Weltwirt schaft, des modernen Amerikanismus mit Wolkenkratzern, Untergrundbahnen, Autostraßen, in den letzten drei Jahren gebaut, hat zwei Augen aufgetan. Die ibero-amerikanische Ausstellung in Sevilla sieht nach Amerika, die Weltaus stellung in Barcelona stellt die Bindung Spaniens nach Europa dar. So etwa hat der König selbst in der Eröffnungsrede die Aufgabe dieser grandiosen Weltausstellungen bezeichnet. In der Tat haben die Ausstellungen Spanien in den Vordergrund des Fremdenverkehrs von 1929 gerückt. Schon vor der Er öffnung war Barcelona überfüllt. Neue, eigens für die Ausstellung gebaute Hotels nehmen die Fremden auf. Man sieht Botschafter, Kommissare, italie nische und dänische Prinzen, schöne Frauen mit geradezu orientalisch reichem Schmuck, letzte Pariser Modelle und Luxus der 5th. Avenue. Zur Eröffnung trifft der König mit seinem Gefolge ein. Die Feier selbst von einem ungeheu ren Zusammenklang hierarchisch-traditioneller Hofpracht mit demokratisch politischem Massenfest. Auf dem Balkon des Palacio Nacional, dem Hauptge bäude der Ausstellung, steht, umringt von seiner Familie, den Würdenträgern des Landes, den Granden von Spanien, gegrüßt von den zahllosen Freunden aus allen Teilen der Welt, umjubelt von 600000 Menschen, der König, in großer Paradeuniform, stolz und würdig. Und als er die Ausstellung für eröffnet erklärt, da krachen Gewehrsalven, dröhnen die Salutschüsse der Kriegsschiffe im Hafen, läuten alle Glocken. Marques de Foronda, der große Organisator dieses Werkes, gibt ein Zeichen. 38 000 Brieftauben flattern auf über den eben- sovielen Fahnen der zahllosen Bauten. Alle Brunnen springen, zahllose Fon tänen sprühen leichten Gischt über die erhitzte Menge, Kaskaden stürzen und rauschen über breite Treppen. Die Ausstellung ist sehr aufschlußreich und eindrucksvoll. Sehr viel fran zösische Erzeugnisse, entzückende skandinavische Pavillons, eine reiche italie— 582