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DAS STREICHQUARTETT Von VIRGINIA WOOLF A lso da sind wir, und wenn Sie ihren Blick durch den Raum schweifen lassen, werden auch Sie feststellen, daß die Untergrundbahn und die Trambahnen und Omnibusse und sogar Privatwagen, und zwar gar nicht wenig (und, wie ich mir vorzustellen wage, waren es Landauer mit stram men glatten Braunen davor) eifrig daran tätig gewesen sind, diese Fäden von einem Ende Londons zum anderen zu spinnen. Dennoch beginne ich, meine Zweifel zu hegen . . . Wenn es wirklich wahr ist, wie man sich erzählt, daß die Regent Street aufgerissen, und der Versailler Vertrag unterzeichnet, und das Wetter für die Jahres zeit nicht gar so kalt ist, und daß 'sogar für ganz hohe Miete keine Wohnung zu haben, und die Nach wirkungen der Grippe das Schlimmste an ihr ist, und wenn ich mich wirklich eben jetzt daran erinnern muß, daß ich vergessen habe, brieflich über die Lebensmittelknappheit zu berichten, und daß ich meine Handschuhe im Zug habe hegen lassen, wenn das alles ebenso wahr ist, wie daß jetzt alte Freund schaftsbande mich dazu aufrufen, mich vorzubeugen und eine Hand zu ergreifen, die vielleicht zögernd geboten wird. Wenn das wirklich alles wahr ist. . . „Sieben Jahre seit wir uns gesehen haben.“ „In Venedig zum letztenmal.“ „Und wo leben Sie jetzt?“ „Sehr gut, der späte Nachmittag paßt mir am besten; obgleich ich, wenn es nicht zu viel verlangt wäre “ „Ich aber habe Sie sofort erkannt.“ „Der Krieg jedoch hat alles unterbrochen.“ Immerhin sticht das, was man eigentlich meint, mit solchen kleinen Spitzen durch. Aber dennoch — die menschliche Gesellschaftsordnung will es so — kommt man nicht schneller in Fahrt, als der andere antreibt. Wenn dies Hitze erzeugt und dann noch zu allem Überfluß das elektrische Licht angedreht wird, wenn ein Ding auszusprechen in vielen Fällen den Zwang hinterläßt, es zu verbessern, zu über prüfen und überdies noch Reue, Freude, Eitelkeit und Wünsche wach rüttelt, wenn das alles wirklich so ist, und es kommen doch nur die Hüte, die Pelzboas, die Schwalbenschwanzröcke, die Perlen in den Krawattennadeln der Jack von Reppert-Bismarck 567