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ZULUS ALS ZUGTIERE Von PRINZ MAX KARL ZU II0 H E N L O H E - L A N G E N B U R G D urban, im Lande Natal. Das Hotel der Milliardäre aus Kimberley ist gut besucht; Diamantenminenbesitzer, Buren und Engländer, Farmer und andere Businessmen mit ihren Frauen und Kindern; Sportgirls und Tennisspieler usw., alle weißer Rasse, denn Farbige und Schwarze finden keinen Zutritt in einem südafrikanischen Hotel, es wäre denn als Diener. Diese sind hier allerdings fast immer schwarz. So hat jedes der zweihundert Zimmer einen eigenen Neger zur Bedienung, und nur die Kellner und Manager sind Inder. Hindus in weißer Gandura und blauem Turban bringen eben das Breakfast, das erste Frühstück, in den Speisesaal, denn es ist acht Uhr morgens. Die Inder servieren mit jener unnachahmlichen Grazie ihrer Rasse, in der sich affenartige Behendigkeit mit der unantastbaren Würde von Königen paart. Das erste Frühstück beginnt, in um gekehrter Reihenfolge, mit Früchten, wie Mangos und Papayas, Kirschen aus Ceylon, folgt Kerry, indischer, pikanter Reis, und diesem Fische aller Art, ge backen und gekocht, Hamandeggs, Beefsteak mit Tomaten und anderen Salaten, Tee, Brot, Butter, Jam und holländischer Käse. Nach diesem kleinen Imbiß genießt man, bei Whisky und Soda, ganz gern noch einige schwere Importen, im Vollgefühl der Genugtuung, an diesem Morgen schon etwas geleistet zu haben; denn man ist Frühaufsteher; schon um sechs Uhr hat der Südafrikaner im indischen Ozean warm und im Schutze der starken Haifischnetze gebadet, hat dann am Strande kalt geduscht und eine Stunde Tennis gespielt, endlich gefrüh- stückt. Jetzt aber gehts ans Geschäft in die Stadt. Der Hindumanager öffnet ein Fenster und klatscht dreimal in seine langen, hageren, olivgrünen Hände, nach der Straße hinab. Da regt es sich plötzlich auf dem Platz vor dem Hotel; unter dem zinnoberroten Blütenmeer der Riesenbaumfackeln aller „Flambeaus indiens“ wird es lebendig, verläßt ihren Schatten und kommt auf einmal, mit großen Bocksprüngen, im Zickzacklauf heran. Rhikshawläufer, mit ihren schmalen, hoch- und zweirädrigen Wägelchen. Man kennt zwar die Rhikshaw aus Ostasien, ist hier dennoch von neuem betroffen beim Anblick ihrer südafrikanischen Kulis, denn hier sind die zwei beinigen Zugtiere wieder ganz anders als etwa in China, Japan oder Indien. Das seltsame Fabeltier vor unseren Augen ist einzigartig und hat überhaupt nur noch eine ganz geringe Verwandtschaft zum Menschen. Riesengroß ist es und schwarz von Hautfarbe, über und über mit bunten Papageienfedern bespickt; auf dem schlanken Nacken sitzt ein richtiger Stierkopf, aus dem sich, zu beiden Seiten, zwei riesengroße Büffelhörner winden. Breite Metallspangen umschließen die mächtige Stirne, wie Sieger binden eines Gladiators, als Mähne sprießen, an Stelle des Haares, aus dem Hinterhaupte die langen, federnden Borsten des Stachelschweines, Straußenfedern und panische Muschelgirlanden. Die eigentliche Zierde des Helmschmucks bilden aber vier bis fünf große, buntbemalte Straußen- eier. Hinter dem Nacken erschillert noch ein ganzer Hühnerstall buntester Gockel- 2 545