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VON DEN VORTEILEN DES ZIGARETTE NDR EH ENS Von MASSIMO BO NTEMP ELLI Theorie S ich selbst Zigaretten zu drehen, bietet aus den verschiedensten Gründen weit mehr Vorteile, als man auf den ersten Blick einsehen kann. Und da ich mich rühme, ein moralischer Schriftsteller und ein erbitterter Gegner jenes bekannten rein egoistischen und ästhetischen Kunstprinzips zu sein, kann ich unmöglich die Gelegenheit vorübergehen lassen, ohne meinen Mitmenschen hilfreiche Belehrun gen über diesen Punkt zu erteilen. Ich sage also und behaupte, daß die Selbstherstellung eines Teiles des Ziga rettenquantums, das man benötigt, viele Vorteile mit sich bringt. Es sind die folgenden, mehr oder weniger in die Augen fallenden: 1. Die Zigarette, die man sich selbst gedreht hat, ist das Produkt der eigenen Geschicklichkeit, einer mit Mühe eroberten Frau zu vergleichen, während die fertige ein Straßenmädchen ist. (Das schließt nicht aus, daß die letztere vielleicht besser gemacht und angenehmer zu rauchen ist — und auch hier stimmt der Ver gleich , aber der Mensch zieht es oft vor, das weniger Gute zu erkämpfen als das Bessere mühelos in Besitz zu nehmen.) 2. Man gibt sich damit eine exotische Note, da bekanntlich in den französi schen Romanen oft gesagt wird, daß der Held oder die Heldin in den wirkungs vollsten Pausen ihrer Tätigkeit „se roule une cigarette“, was also im Italienischen nicht „Er drehte sich eine Zigarette“, sondern „Er zündete sich eine Mazedo nische an“ heißen sollte. 3. Daß die Fingerspitzen leichter jene braune Färbung annehmen und be wahren, die die Sehnsucht eines jeden bewußten Rauchers ist und die stets Ein druck auf junge Mädchen, die eben die Schule verlassen haben, zu machen pflegt. 4. Daß sich Gelegenheit bietet, einer Dame eine Zigarette anzubieten, die man vorher mit seiner eigenen Zunge befeuchtet hat — woraus sich mittelbare und unmittelbare Folgen von unberechenbarer Tragweite ergeben können. 5. Daß man die Hälfte seiner Zigaretten ersparen kann. Diese Behauptung aßt sich auf den ersten Blick nicht bestätigen, weil sie auf Grund eingehender und angjahnger Beobachtungen über die Psychologie der Raucher gefällt ist. Im übrigen ist jedoch dieser fünfte Punkt von solcher Wichtigkeit, daß er die Be handlung in einem eigenen Kapitel erfordert. Der fünfte Punkt Ich empfehle — um meine Behauptung zu erhärten — jedem Raucher, stets alles Notige bei sich zu haben, damit er sich eine Zigarette drehen kann, und zwar dann, wenn er sich in eine Gesellschaft begibt, und ganz besonders dann, wenn diese zahlreich und auf Stühlen verteilt ist. Nehmen wir zum Beispiel an, es säßen alle um einen Kaffeetisch herum oder auf den bequemen Stühlen eines Salons: dann ziehe man also seinen Tabaksbeutel,