Chagall (Radierung) „INDIANERHERZ KENNT KEINEN SCHMERZ!” DAS LEBEN DES „HOF“-SÄNGERS ALFRED BEIER Vo n llim selbst erzählt A ls der Sohn eines Arbeiters, am 27. Juni 1901, wurde ich in Halle an der Saale im Fabrikviertel geboren. Ich glaube, meine Jugend war sorglos. Ich hatte viel freien Willen, denn Vater ging frühmorgens auf Arbeit, und auch Mutter war in der Fabrik, und so kam es, daß ich bald zu einem Ausbund wurde. Aus der Schule heraus ging es los, wir konnten uns kaum halten vor tollen Streichen, die ich mich heute nicht mehr getraute. Die Prügel für diese Taten fielen auch nicht allzu spärlich aus. Ich war ein guter Schüler, habe mich aber nicht zum einzelnen zwingen lassen. So kam es, daß ich mich durch die Schule durchgeschlagen und doch nichts Rechtes gelernt habe; denn ich wollte gerne Elektromonteur oder Installateur werden und war somit meinem Vater zuwider, der gerne gesehen hätte, daß ich Steinsetzer lerne. Als ich aus der Schule entlassen wurde, war schon Krieg. Ich ging in die Pulverfabrik, wmselbst Leuchtpatronen gemacht wmrden. Später ging ich mit meinem Vater auf Baüarbeit. Er zog mir jedoch die Zügel derartig streng an, daß ich beschloß, bei der ersten Gelegenheit zu türmen. An einem Freitag, nach der Lohnzahlung, hatten w r ir Krach, weil ich alles abgeben sollte. Ich sagte: „Ich gehe in’n Kientopp,“ schmiß die Türe zu, setzte mich auf die Bahn und machte nach Rathenow, wo ich auf der Pulverfabrik Premnitz arbeitete. Rathenow war Verpflegestation, und es kamen viele Truppentransporte durch, eines Tages auch ein Bataillon aus Halle, wo Bekannte von mir W'aren.