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In diesem Augenblick hatten der Bauer und der Kaufmann die Stadt er reicht. Der Bauer fuhr mit seiner Geschichte fort. Bauer : „Ihr Urgroßvater lebte zu dieser Zeit in sehr dürftigen Ver hältnissen. Mein Urgroßvater erbarmte sich seiner und gab ihm eine Stelle als Getreideverkäufer.“ Kaufmann: „Sie haben recht, Chaudhri ji!“ Bauer: „Den ganzen Tag mußte Ihr Urgroßvater Getreide wiegen. Leider zeigte er kein großes Geschick dazu, denn er wog manchem zu viel und manchem zu knapp zu. Die Folge davon war, daß er mehrmals die derbe Hand meines Urgroßvaters zu spüren bekam.“ Kaufmann: „Ganz richtig, Chaudhri ji!“ Um diese Zeit waren die beiden vor dem Laden des Bankiers angekommen. Sie begrüßten ihn und setzten sich. Der Bauer entschuldigte sich für einen Augenblick bei dem Bankier und sprach zu dem Kaufmann weiter. Bauer : „Als alles Getreide verkauft war, hatte mein Urgroßvater für Ihren Urgroßvater keine Verwendung mehr, so entließ er ihn. Unglücklicher weise geriet Ihr Urgroßvater wieder in sehr große Not. Er kam zu meinem Urgroßvater und bat um ein Darlehen von 100 Rupien. Weitherzig, wie mein Urgroßvater war, lieh er ihm sofort die gewünschte Summe.“ Kaufmann: „Sie haben vollkommen recht, Chaudhri ji!“ „Ihr Urgroßvater,“ sagte nun der Bauer mit ziemlich lauter Stimme, so daß es auch der Bankier hörte, „hat diese Schuld nie abgetragen.“ Kaufmann: „Sie haben recht, Chaudhri ji!“ Bauer : „Und weder Ihr Großvater noch Ihr Vater haben das Ver säumte nachgeholt.“ Kaufmann: „Ganz richtig, Chaudhri ji!“ Bauer : „Auch Sie haben bisher diese Schuld nicht getilgt.“ Kaufmann : „Sie haben recht!“ Bauer : „Nun sind jene 100 Rupien im Laufe von 50 Jahren durch die Zinsen zu der Summe von 1000 Rupien angewachsen. Also Sie sind mir 1000 Rupien schuldig!“ Kaufmann: „Sie . . . haben . . . recht!“ Bauer : „Sie haben nun vor meinem Bankier diese Schuld anerkannt. Seien Sie bitte so gut und überweisen Sie ihm diese Summe so bald wie mög lich, damit mein Grundstück mir erhalten bleibt!“ Der Kaufmann saß wie vom Donner gerührt da. Er konnte nichts mehr ableugnen, denn er hatte die Schuld vor einem Dritten zugegeben. Stellte er die Aeußerungen des Bauern in Abrede, so mußte er diesem, wie verabredet, 1000 Rupien Strafe zahlen, und bezeichnete er sie als wahr, mußte er dieselbe Summe an den Bankier zahlen. In jedem Falle hatte der schlaue Bauer ge wonnenes Spiel. Schweren Herzens zog endlich der Kaufmann seine Börse und händigte dem Bankier 1000 Rupien aus. „Shäh ji,“ bemerkte der Bauer beim Abschied, „wer zuletzt lacht, lacht am besten.“ „Sie haben recht!“ sagte der Kaufmann und stürzte fort. 123